Vom Airport zum Hotel: Urlauber, die am Flughafen in einen der wartenden Reisebusse steigen, haben eine Pauschalreise gebucht. Der Transfer in den Ferienort ist im Preis inklusive.

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Sie wird in Zeiten von Reiseportalen, Online-Buchungen und Individualisierung des Reisemarktes immer mal wieder als Auslaufmodell gesehen. Doch die Pauschalreise ist nicht totzukriegen, gerade auf Mallorca. Daran wurde am Dienstag vor allem bei Reise-Konzern Thomas Cook erinnert. Denn das Unternehmen feierte seinen 175. Geburtstag. Firmengründer Thomas Cook hat am 5. Juli 1841 eine Bahnfahrt organisiert, die als erste Pauschalreise der Geschichte gilt.

Der Baptistenprediger Thomas Cook bot an diesem Tag einen Trip zu einem Abstinenzlertreffen an, die Reise ging vom englischen Leicester nach Loughborough. In den Kosten für die Fahrt war auch die Verpflegung inbegriffen. Und das war das Neue. Eine Pauschalreise hat man per Definition dann, wenn mindestens zwei verschiedene Leistungen erbracht werden und dafür ein Pauschalpreis verlangt wird. In der heutigen Zeit handelt es sich in der Regel um Flug und Unterkunft.

Josef Neckermann hat die Pauschalreise in den 60er Jahren nach Deutschland gebracht. Als der Mallorca-Tourismus laufen lernte, war diese Reiseform der übliche Weg, ein oder zwei Wochen auf der Insel zu verbringen. Und auch heute noch liegt die Variante im Trend. Eine Untersuchung, die der Deutsche Reise-Verband (DRV) kürzlich in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen GfK präsentiert hat, belegt: 53 Prozent des Reiseumsatzes, der in Deutschland gemacht wird, fällt den Reiseveranstaltern zu. Und die bieten ihren Kunden in der Regel Pauschalreisen an, auch wenn das Wort in der Branche nicht mehr so gern benutzt wird. "Im Prinzip handelt es sich um ,organisiertes Reisen', um ein Bündel verschiedener Leistungen", so Thomas-Cook-Sprecher Mathias Brandes im Gespräch mit MM. Dass der Name besser passe, ergebe sich aus dem Wandel der Pauschalreise. Das Paket sei vor Jahrzehnten sehr starr gewesen und heute flexibel. "Früher waren die Leistungen vorgegeben, heute gibt der Kunde die Leistungen vor", so Brandes.

Mallorca ist nicht nur der Deutschen liebste Insel, die Bundesbürger kennen sich hier auch aus. Sie buchen ihre Flüge per Internet beim Low-Cost-Carrier. Auf einer anderen Homepage wird das passende Hotel per Mausklick in den Warenkorb befördert. Vergleiche ergeben allerdings: Pauschalreisen sind oft günstiger. Denn die Reiseveranstalter kaufen frühzeitig große Mengen an Zimmern ein und erhalten damit unschlagbare Preise, die sie zum großen Teil an den Urlauber weitergeben. Lässt sich auch auf Mallorca mit Pauschalreisen sparen? "Davon ist auszugehen. Denn Mallorca hat extrem hohe Kapazitäten, die zum Großteil in Veranstalterhand sind. Dadurch können die Preisvorteile größer werden als in anderen Destinationen", meint Professor Helmut Wachowiak, Leiter des Fachbereichs Tourismusmanagement an der Internationalen Hochschule Bad Honnef-Bonn.

Thomas-Cook-Mann Brandes betont im Zusammenhang mit der Insel den Aspekt Preissicherheit. Die Reiseveranstalter machen ihre Verträge mit den Hotels bereits ein Jahr im Voraus. Dann werden Preise festgelegt, Kataloge gedruckt. Auf aktuelle Trends kann nicht mehr mit Preiserhöhungen reagiert werden. "Gerade Mallorca ist in diesem Jahr extrem gefragt. Mit einer Pauschalreise herrscht Preissicherheit", so Brandes. Er betont weiter: "Der Trend zur ,organisierten Reise' ist ungebrochen. Weil es einfach ist und mir jemand etwas abnimmt." Die erwähnte Untersuchung des DRV scheint den Trend zu bestätigen. Zahlen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reise zufolge sei in den vergangenen 20 Jahren der Anteil der Veranstalterreise - eine weitere Namensvariante - deutlich gestiegen. Im Vor-Internet-Zeitalter (1995) seien 41 Prozent aller Urlaubsreisen über Veranstalter und Reisebüros gebucht worden. 2015 seien es dagegen 47 Prozent gewesen. "Interessant dabei ist: Der komplett individuell und auf eigene Faust organisierte Urlaub verliert massiv an Bedeutung", heißt es in der DRV-Studie. Und das trotz Internet. "Ich glaube, da wird oft etwas durcheinandergebracht", erläutert Professor Wachowiak. "Wenn jemand im Internet bucht, dann heißt das nicht, dass er keine Pauschalreise wählt. Auch im Internet wird pauschal gebucht."

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"Viele Gründe sprechen für organisiertes Reisen", meint Thomas-Cook-Sprecher Brandes, dessen Unternehmen, zu dem die Marken Neckermann-Reisen, Öger Tours und Bucher-Reisen gehören, den Großteil seines Umsatzes mit den verschiedensten Pauschalreisen macht. "Ganz allgemein gesagt geht es um das Kümmern. Das Produkt wird vorausgewählt, es gibt Informationen, jemand betreut den Kunden und auch vor Ort gibt es Ansprechpartner. Man muss zum Beispiel auch mal daran denken, dass viele Kunden nicht so oft verreisen. Für die ist vielleicht die Flugreise einmal im Jahr das Highlight. Die freuen sich, wenn da jemand ist, der sich auskennt und ihnen Dinge abnimmt, sich eben um sie kümmert. Das gilt auch, wenn man im Zielgebiet Probleme mit dem Hotel hat. Man ist nicht auf sich alleine gestellt, es gibt den Reiseleiter."

Hinzu kommen diverse rechtliche Aspekte. Wer in Deutschland bei einem Reiseveranstalter sein Paket bucht, der ist abgesichert. Wenn zum Beispiel eine Reise aufgrund der Sicherheitslage im Zielgebiet nicht angetreten werden kann, oder abgebrochen werden muss, dann sorgen Thomas Cook, TUI, Alltours, Rewe-Touristik & Co. im Idealfall für Lösungen. "Das Krisenmanagement hat inzwischen eine große Bedeutung, die Organisation im Hintergrund", so Brandes.

Wie wichtig das sein kann, hat Sibylle Zeuch, Pressesprecherin des DRV 2010 am eigenen Leib erlebt. Sie wurde Leidtragende der Aschewolke, die den internationalen Flugverkehr beeinträchtigte. "Ich war in New York und froh, mit einem Veranstalter dort gewesen zu sein. Denn so wurde ich gut betreut und konnte mit einer der ersten Maschinen wieder nach Hause reisen. Das war bei Individualreisenden anders." Zeuch hat noch ein anderes Beispiel parat, bei dem sie nicht selbst vor Ort war. Unruhen führten 2008 zu einer mehrtägigen Sperrung des Flughafens von Bangkok. Individualtouristen saßen fest. "Reiseveranstalter haben für ihre Kunden Transfers nach Phuket organisiert, von wo diese zurückfliegen konnten."

Wer intensiv im Internet sucht, der wird sich vielleicht eine Mallorca-Reise zusammenstellen können, die besser oder billiger ist als die Pauschalreise. Auch dazu hat Mathias Brandes von Thomas Cook eine Meinung: "Die Frage ist doch: Womit verbringe ich meine Zeit? Will ich wirklich stundenlang surfen? Da ziehe ich es doch vor, wenn mir jemand die Suche abnimmt und ich relativ einfach auswählen kann."

Mancher allerdings steigert durch die Suche nach Unterkunft und einzelnen Programmpunkten auch die Vorfreude auf "seine Insel". Jeder hat die Wahl. Auf die Pauschalreise als Alternative muss man offenbar in der Zukunft nicht verzichten.

(aus MM 28/2016)