Immer mehr Plastikmüll verschmutzt die Meere und stellt eine Gefahr für die Umwelt dar. | Foto: Ultima Hora

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Am Montag hat EU-Umweltkommissar Janez Potocnik eine neue Richtlinie vorgestellt, die den Verbrauch von Plastiktüten in den EU-Mitgliedsstaaten drastisch reduzieren soll. Pro Jahr werden in der EU ungefähr 98 Milliarden Plastikbeutel benutzt. Viele von ihnen werden zwar wiederverwendet und finden schließlich ihr Ende als Müllbeutel, nicht aber die ultradünnen Tüten, in die zum Beispiel Obst und Gemüse verpackt werden, oder die es in der Apotheke umsonst gibt und die in der Regel nach einmaliger Verwendung weggeworfen werden.

Auf diese Tüten, die dünner als 0,05 Millimeter sind, hat es die EU nun abgesehen. Denn gerade was diese Beutel so beliebt macht, nämlich das geringe Gewicht und die Reißfestigkeit, macht sie auch so gefährlich. Irgendwann landen viele von ihnen im Meer, entweder als Ganzes, oder zerfetzt in Tausende Partikel. Das Problem: Es dauert bis zu 100 Jahre, bis sie zersetzt sind, und laut Umweltbundesamt können sie Additive wie Weichmacher oder Flammschutzmittel freisetzen.

Auf Mallorca ist die Vermüllung der Meere seit Jahren ein Thema. Um für sauberes Badewasser zu sorgen, sind entlang der Küsten in der Hochsaison Müllboote unterwegs. Über 15 Tonnen Unrat haben sie im Laufe dieses Sommer aus dem Meer rund um die Insel gezogen. Im gesamten Balearengewässer waren es mehr als 33 Tonnen. Ein Drittel davon waren Plastikabfälle, deren Menge durch die von der EU geforderten Maßnahmen nun begrenzt werden soll.

Plastikmüll beeinträchtigt nicht nur die Wasserqualität, er stellt auch für die Tierwelt unter Wasser eine große Gefahr dar. Mittlerweile schwimme er nicht mehr nur auf der Meeresoberfläche, sondern sei auch in der Tiefe zu finden, wie die Umweltorganisation Oceana berichtet.

Vögel, Fische und Schildkröten verheddern sich darin oder verwechseln die Abfälle mit Nahrung und schlucken sie. Bereits 94 Prozent der Nordseevögel haben Plastikpartikel im Magen. Ist das Plastik erst einmal in den Körper gelangt, kann es zu schweren inneren Verletzungen kommen und die Tiere sterben einen qualvollen Tod.

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Welche Schritte die Behörden aber ergreifen werden, also wie die Richtlinie umgesetzt werden soll, überlässt die EU den einzelnen Mitgliedsstaaten. Sie sollen binnen zwei Jahren eigene Konzepte erarbeiten, wie sie die Verwendung der Tüten eindämmen wollen. In einigen Mittelmeerländern könnten Verbote nützlich sein, in anderen eher die Einführung einer Plastiktütenabgabe, sagte der Chef des deutschen Umweltbundesamtes Jochen Flasbarth.

Am wahrscheinlichsten ist eine Besteuerung wie die irische "PlasTax", die Konsumenten und Einzelhändler davon abhalten soll, Plastiktüten zu verwenden beziehungsweise in Umlauf zu bringen. Dort muss der Verbraucher nach seinem Einkauf für jede benutzte Obst- und Gemüsetüte umgerechnet 22 Cent bezahlen. Dadurch verlangen die Kunden weniger Tüten und die Supermärkte sparen ebenfalls, weil sie weniger Tüten zur Verfügung stellen müssen. Es profitieren also alle davon.

Irland ist es durch die Steuer gelungen, den jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch an Plastiktüten von 328 auf 18 zu senken, die Spitzenreiter Dänemark und Finnland mit einer ähnlichen Steuer sogar auf vier. Deutschland liegt mit 71 Tüten im besseren Bereich der Liste der Plastiktütensünder, in Spanien sind es 120. Die meisten Plastikbeutel werden in Portugal und Polen (zirka 450 pro Kopf/Jahr) verbraucht.

In Spanien sind Plastiktüten seit den 70er Jahren weit verbreitet. Da sie in Supermärkten oft umsonst und in unbegrenzter Zahl herausgegeben wurden, galt das Land lange Zeit als Plastiktütenparadies. In den vergangenen Jahren hat aber auch hier ein Umdenken begonnen. Die meisten Supermärkte verlangen für die Tüten an der Kasse Geld. Die superdünnen Plastikbeutel an den Obst- und Gemüsetheken werden aber nach wie vor kostenlos und in unbegrenzter Menge ausgegeben.

(Den vollständigen Bericht lesen Sie in der jüngsten MM-Ausgabe, erhältlich am Kiosk auf Mallorca, sowie an den Bahnhöfen und Flughäfen in Deutschland; oder auf E-Paper.)

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