Tennisstar Rafael Nadal trägt in Rio die Fahne des spanischen Olympiateams. | Miquel Àngel Cañellas

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Es ist so weit: Am Freitag, 5. August, fällt der offizielle Startschuss für die Olympischen Spiele von Rio. Die Eröffnungsfeier beginnt in der Nacht zum Samstag um 1 Uhr hiesiger Zeit. In Rio ist es dann 20 Uhr.

Aus spanischer Sicht im Mittelpunkt stehen wird bei der Zeremonie der mallorquinische Tennisheld Rafael Nadal. Er führt das spanische Team als Fahnenträger an. Das sollte er eigentlich auch schon bei Olympia 2012 in London, doch damals musste der Mann aus Manacor seine Teilnahme an den Spielen verletzungsbedingt absagen. Bei der Verabschiedung eines Teils der spanischen Mannschaft auf dem Flughafen Barajas in Madrid würdigte König Felipe Nadal als großen Sportsmann, an dem sich die anderen Sportler ein Beispiel nehmen könnten. "Er wird euch anführen und mit Stolz und Leidenschaft inspirieren."

Auch von den Balearen aus wird nach Rio geschaut. Und das nicht nur wegen Nadal. Denn unter den Teilnehmern des Groß-Ereignisses befinden sich 16 Sportlerinnen und Sportler von Mallorca und den Nachbarinseln - das ist Rekord. Die bisherige Bestmarke stammt von 2004 und lag bei 15. Allerdings gehören von den 16 Teilnehmern der Balearen nur 15 dem spanischen Team an. Mateo Sanz von Formentera surft für die Schweiz.

Mit dieser Teilnehmerzahl (Spanien gesamt 305) befinden sich die Balearen-Inseln im Vergleich der Autonomen Regionen auf Platz sechs. Setzt man die Menge der Sportler in Relation zur Einwohnerzahl, tauchen die Balearen auf Rang zwei auf, hinter Navarra. Die meisten Rio-Teilnehmer insgesamt entsendet Katalonien mit 91. Von den 305 spanischen Olympioniken sind 163 männlich und 142 weiblich.

UND DAS SIND DIE SPORTLER DER BALEAREN

Rafael Nadal, Tennis. Nadal ist ein Weltstar und Ausnahmesportler. Und er ist zurzeit das große Fragezeichen im spanischen Olympiateam. Denn seit er bei den French Open in Paris Ende Mai aufgeben musste, ist er nicht in den Tennis-Zirkus zurückgekehrt.

In Rio soll der Mallorquiner im Einzel, Doppel sowie im Mixed-Doppel (mit Garbiñe Muguruza)antreten. Ob das so kommt, ist fraglich.

„Ich werde jetzt ein paar Tage trainieren und dann entscheiden, was das Beste für mich und das Team ist”, erklärte Nadal am Montag in Rio gegenüber der Presse.

Eine Absage für die Spiele wäre aus Sicht des 30 Jahre alten Weltstars aus Manacor besonders bitter, weil er schon 2012 in London verletzungsbedingt nicht an Olympia teilnehmen konnte. 2008 in Peking hatte er Gold geholt.

Rudy Fernández, Basketball. Geboren am 4. April 1985 in Palma. Er ist eine feste Größe im spanischen Basketballteam. Der 196 Zentimeter große Sportler spielte schon in der NBA für die Portland Trail Blazers und für die Denver Nuggets. Als Kind hat Fernández aufMallorca auch mal gekickt. Der Weg zum Basketball war aber vorgezeichnet, weil sowohl die Mutter als auch der Vater diesen Sport betrieben. Fernández’ Schwester Marta wurde ebenfalls Profi-Spielerin in den USA. 2008 und 2012 holte der Mallorquiner mit Spanien Silber. Jetzt will er wieder eine Medaille.

Sergio Llull, Basketball. Geboren am 15. November 1987 in Mahón. Der Menorquiner in Diensten vonReal Madrid ist im spanischen Nationalteam ein „alter Hase”. Er war schon 2012 bei den Olympischen Spielen in London mit von der Partie und holte mit der Mannschaft die Silbermedaille. Ganz klar:Edelmetall wird von den iberischen Korbjägern auch in Rio erwartet.

Álex Abrines, Basketball. Geboren am 1. August 1993 in Palma. Für die Olympischen Spiele in London war Abrines noch zu jung. Jetzt ist er gerade 23 geworden und in letzter Sekunde nominiert worden. Nach den Spielen wird Abrines einen weiteren Karriereschritt machen. Er wechselt vom FCBarcelona (dort war er vier Jahre) in die NBA zu Oklahoma City Thunder.

Alba Torrens, Basketball. Geboren am 30. August 1989 in Binissalem. Für die Spielerin der UGMK Jekaterinburg (Russland) handelt es sich um die zweiten Olympischen Spiele. Sie wurde 2008 in Peking mit dem Team Fünfter. Wegen eines Kreuzbandrisses reiste sie 2012 nicht mit nach London. Die Spanierinnen wollen eine Medaille holen, das gab’s bisher bei Olympia noch nicht.

Joan Lluís Pons, Schwimmen. Geboren am 9. Dezember 1996 in Sóller. Für den erst 19 Jahre alten Sportler kam die Olympia-Qualifikation etwas überraschend. Sein Ziel war eigentlich Tokio 2020. Pons wurde mit neuem nationalen Rekord spanischer Meister über die 400 Meter Lagen und wird in dieser Disziplin auch in Rio starten – als erster Olympionike aus Sóller.

Melani Costa, Schwimmen. Geboren am 24. April 1989 in Palma. Die Deutsch-Mallorquinerin (ihre Mutter ist Deutsche) nimmt zum dritten Mal an Olympischen Spielen teil und will in ihren Paradedisziplinen 200 und 400 Meter Freistil jeweils das Finale erreichen, was vor vier Jahren nicht gelang. Klappt’s, dann ist sogar an eine Medaille zu denken. Costa startet auch mit der Staffel.

Marc Sánchez, Schwimmen. Geboren am 6. November 1992 in Palma. Der 23-Jährige tritt über 1500 Meter Freistil an. Wenn er das Finale erreicht, wäre das ein Erfolg. Experten bescheinigen dem Schwimmer viel Potenzial, seine Zeit wird aber wohl erst in den nächsten Jahren kommen. Neben dem Einzelwettbewerb schwimmt Sánchez auch mit der Staffel vier mal 200Meter Freistil.

Hugo González de Oliveira,Schwimmen. Geboren am 19. Februar 1999 in Palma. González wurde zwar auf Mallorca geboren, seine Karriere findet aber in Madrid statt. Der Sohn eines Mallorquiners und einer Brasilianerin gilt als eines der größten spanischen Schwimm-Talente. Er startet über 100 und 200 Meter Rücken. Eine Medaille ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen.

David Bustos, Leichtathletik. Geboren am 25. August 1990 inPalma. Am 9. Juli wurde Bustos Vize-Europameister über 1500 Meter. Das ist auch die Distanz, über die der Mittelstreckenläufer in Rio antritt. Das Finale am 21. August will der einstige Junioren-Europameister auf jeden Fall erreichen. Wenn er dann die Form der vergangenen Wochen abrufen kann, ist eine Medaille drin.

Caridad Jerez, Leichtathletik. Geboren am 23. Januar 1991 in Palma. Die für den FCBarcelona startende Mallorquinerin vertritt Spanien bei Olympia auf der Laufstrecke über 100 Meter Hürden. Sie hat sich sehr früh qualifiziert, schon im Sommer 2015 löste Jerez ihr Ticket für Rio. In Brasilien dürfte es für die 25-Jährige heißen „Dabei sein ist alles”.

Youba Sissokho, Boxen. Geboren am 7. November 1991 in Dakar (Senegal). Erstmals seit 1948 tritt wieder ein mallorquinischer Boxer bei Olympia an. Vor ein paar Monaten wollte der Wel-tergewichtler noch mit dem Boxen aufhören, ihm fehlte die Motivation. Das ist jetzt anders:Sissokho fährt nach Rio, um eine Medaille zu holen. Silber bei Mittelmeerspielen und EM-Bronze hat er schon.

Mario Mola, Triathlon. Geboren am 23. Februar 1990 in Palma. Bei den Olympischen Spielen von London reichte es vor vier Jahren nur zu Platz 19. Diesmal geht Mario Mola ganz klar auf Medaillenkurs. Immerhin konnte er in den vergangenen Jahren seine Leistung konstant abrufen und wurde zweimal Vize-Weltmeister. Nach Rio begleiten den Mallorquiner auch beste Wünsche aus Deutschland. Denn er gehört zum Team von Ejot Buschhütten (bei Siegen in Nordrhein-Westfalen). Am 16. Juli gewann Mola den Hamburg-Triathlon – eine gelungene Generalprobe für Rio.

Mateo Sanz, Segeln. Geboren am 6. November 1993 auf Formentera. Der Windsurfer ist Balearen-Bürger, nimmt aber nicht für Spanien an Olympia teil. Er startet als „Auslandsschweizer” für das Swiss Sailing Team. Sanz lebt in San Francisco Javier auf seiner Heimatinsel Formentera. Für die Spiele qualifizierte er sich als WM-Sechster. Wenn’s gut läuft, ist in Rio eine Medaille drin.

Sete Benavides, Kanurennsport. Geboren am 9.März 1991 in Pollença. Bei Europameisterschaften holte der Mallorquiner in den vergangenen Jahren drei Silber und eine Bronze-Medaille, außerdem heimste er zweimal WM-Bronze ein. In London schrammte er mit Platz vier knapp an Edelmetall vorbei. Diesmal will er’s im Einer-Kanadier (C1) über 200 Meter packen.

Marcus Cooper, Kanurennsport. Geboren am 3. Oktober 1994 in Oxford (Großbritannien). DerSportler vom RealClub Náutico Portopetro gewann schon eine Silber- und eine Bronze-Medaille bei Kanu-Weltmeisterschaften. Er ist in Rio de Janeiro im Einer-Kajak (K1) vertreten. Das Ziel des Olympia-Debütanten:Er will in Brasilien den Final-Lauf über 1000 Meter erreichen.