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Die geplatzte Blase hat eine Wunde an der Daumenwurzel freigelegt, die wirklich übel aussieht. Gerade ändert sie ihre Farbe von Dunkelrot auf blaubeerfarben. Einen wichtigen Ausrüstungsgegenstand für Kajak-Neulinge hatte Miguel Albuquerque vergessen zu erwähnen: Handschuhe, zum Beispiel aus dem Fahrradfachhandel. Der Inhaber von Piraguas GM braucht diese freilich nicht mehr. Mehr als 20 Jahre ist der Mallorquiner als Kajaklehrer tätig, die Hornhaut auf der Handinnenseite belegt das.

Ansonsten muss man vor allem aufpassen, sich nicht die Haut zu verbrennen (Sonnencreme, T-Shirt, Schirmmütze), auszutrocknen (Trinkwasser), sich nicht an scharfen Steinen zu schneiden, wenn man in einer Bucht klettert (Gummischuhe) und nicht von einem Motorboot überfahren zu werden (Augen aufhalten). Was sonst noch wichtig ist, verrät uns Rai, der heutige Kajakführer: Das Paddel hält man mit rechtwinklig gebeugten Ellbogen über dem Kopf, dadurch erhält man die richtige Griffbreite.

Beim Seekajakpaddel stehen die Blätter nicht parallel, sondern verwinkelt zueinander. Dadurch wird der Luftwiderstand verringert. Die rechte Hand ist die Kontrollhand und bleibt fest geschlossen, die linke Hand hält das Paddel locker. Mit dem rechten Handgelenk dreht man das Paddel entsprechend, wenn man es auf der linken Seite eintaucht. Um Handgelenksschmerzen zu vermeiden, sollte man das Paddel möglichst locker halten. Kentern kann man freilich auch, deshalb trägt man ein Schwimmweste.

Das sollte aber niemanden abschrecken: Kajakfahren macht einen Riesenspaß, bringt einen herrlichen Muskelkater und unvergleichliche Perspektiven - vor allem auf Mallorca. "Die Landschaft hier ist einmalig, das habe ich noch nirgendwo sonst gesehen", befindet Albuquerque. Ein großer Vorteil ist, dass man mit den Sportbooten auch noch bei leichtem Seegang hinausfahren kann, im Gegensatz etwa zu Stand-up-Paddlern.

Die MM-Reportage-Tour führte von der kleinen Caló d'en Pellicer in Santa Ponça, flüchtigen Besuchern des Ortes auch als "Strand vor dem Café Katzenberger" bekannt, zu den Malgrats-Inseln, die vor allem bei brütenden Vögeln sowie Pressluft- und Schnorchel-Tauchern beliebt sind. Auf den rund sechs Kilometern bieten sich spektakuläre Perspektiven, wenn man sich Zeit nimmt. Eine in den Fels geschraubte Leiter führt auf eine Aussichtsplattform, von der man einen fantastischen Blick auf die letzte Bucht vor der Überfahrt zu den Malgrats-Inseln hat.

Auch ein kühles Bad im noch kalten Wasser in einer von Felsen eingefassten Mini-Bucht sollte man sich gönnen. Nur ein Schwimmer kommt dichter an die bizarren Felsen, als es ein Kajakfahrer vermag. Die Gesteinsformationen sind zum Greifen nah. Doch Vorsicht, der vom Wasser geschliffene Stein ist scharf, wie der Autor schmerzlich feststellen musste. Trotz aller Blessuren: Drei Stunden vergehen wie im Flug, triumphierend steigt man unter den staunenden Blicken der Strandbesucher aus dem Kajak. Die Arme erinnern einen noch Tage später daran, dass man Sport getrieben hat.

Die Hotspots zum Kajakfahren auf Mallorca (Spanisch: "piraguas") sind an der Costa d'en Blanes oder der Cala Falcó und El Mago in der Bucht von Palma, oder am Cabo Pinar und Mal Pas in Alcúdia oder der Bucht von Pollença. Exkursionen mit zertifizierten Guides bietet zum Beispiel inselweit "Piraguas GM".

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KLEINE KAJAKKUNDE 

Das Kajak stammt aus der Arktis und wird bis heute von den Inuit zur Jagd benutzt. Es gibt verschiedene Arten.

Für das Meer und Küstengewässer kommt das Seekajak zum Einsatz. Es ist relativ schmal gebaut und für längere Seewanderungen ausgerüstet, zum Beispiel mit wasserdichten Vorratskammern. BeimKentern gibt es bestimmte Vorkehrungen, um möglichst schnell das Boot zu verlassen, es abzupumpen und wieder einsteigen zu können. Die Boote verfügen auch über eine Sicherheitsleine zum Festhalten.

Die Preise liegen etwa bei 700 bis 1600 Euro, Profimodelle können 2600 Euro kosten.

Für Anfänger ist eher das Sit-on-Top-Kajakgeeignet.

Der Sitz eines Sit-on-Top-Kajak ist leicht über der Wasserlinie, so dass der Paddler höher als in einem herkömmlichen Kajak sitzt. Das Wasser kann durch die Sitz- und Gepäckmulde durch Löcher nach außen fließen. Auf Spanisch heißen sie daher „autovaciables" – selbstleerend. Im Vergleich zum Seekajak ist ein Sit-on-Top meist breiter und kürzer, und dementsprechend langsamer. Preis: 350 bis etwa 1000 Euro.

Bei den Paddeln ist die Bandbreite noch größer:Vom 40 Euro teuren Einsteigermodell bis zum 500 teuren Carbonpadell ist alles zu haben. Das Gewicht liegt etwa bei 750 Gramm.