TW
5

Fritz Seikowsky steht vor den Trümmerteilen seines Hauses, im Hintergrund weht ein großes Laken mit den Worten „GOB y Fiol - pare esta injusticia!" - stoppen Sie diese Ungerechtigkeit! Kameraleute des Fernsehsenders Sat1 laufen über das Gelände und filmen, Bildreporter waren schon dort, RTL Exklusiv und das ZDF haben sich angekündigt, Spiegel Online ist interessiert.

„Die kriegen mich so nicht klein", sagt Seikowsky kampfbereit. Jetzt ist er richtig wütend und hat seine erste Ankündigung schon wahr gemacht: Falls es hier tatsächlich zum Abriss kommen sollte, dann werde es einen richtigen Medienrummel geben. „Häuserkrieg auf Mallorca" titelte „Bild" in der Ausgabe vom Dienstag und fügte - in sehr freier Auslegung der Tatsachen - hinzu: „Spanier wollen 900 deutsche Immobilien abreißen."

„Ich hoffe natürlich, dass nun auch die spanischen Medien aufhorchen und die Umweltgruppe GOB, Richter Fiol und die Inselregierung endlich aus ihren Schneckenhäusern herauskommen müssen."

Und noch eine zweite Drohung will Seikowsky wahrmachen, und darauf bezieht sich der Zusatz in der Bildzeitung. Rund 800 bis 1000 Häuser, die unter den selben Bedingungen gebaut wurden wie die Llucalcari-Villen, gebe es seines Wissens alleine im Tramuntana-Gebirge. Zumindest gegen einen Teil werde er eine Sammelklage anstreben. „Das könnte für uns der Weg zum Ziel sein. Wenn auch nur einer dieser Hausbesitzer angezeigt und auf Abriss verklagt wird, ist sein Besitz ab dann zumindest unverkäuflich."

Außerdem: „So viele Abrisse kann Mallorca nicht finanzieren. Dann müssen diese Häuser endlich legalisiert werden. Und in der Folge auch unsere. Selbst wenn wir sie dann nochmal aufbauen müssen."Allerdings gebe es unter den besagten Hausbesitzern wohl auch Mitglieder des GOB und der Inselparteien. „Kein Wunder, dass die das nicht anfassen."

Ähnliche Nachrichten

Dabei ist es Seikowsky wichtig zu betonen, dass es hier nicht um den Aufschrei eines deutschen Villenbesitzers geht, der laut rechtmäßigem Urteil sein Haus verliert und nun auf die mallorquinischen Behörden eindrischt. Vielmehr ist er verzweifelt über ein Kapitel „absurder Rechtsgeschichte" auf Mallorca, das nun schon seit mehr als 20 Jahren andauert.

Bereits vor Monaten habe er auf Anraten seiner Anwälte offiziell Klage gegen den Abrissplan für sein Haus eingelegt. „Nachdem wir die Abrisspläne und das Ergebnis der Zerstörung der beiden anderen Häuser gesehen haben, war klar: Diese Arbeiten erfüllen in keiner Weise das Urteil, welches eine vollständige Renaturierung verlangt. Wir haben umfangreiche Gutachten darüber vorgelegt, wie dieser ökologische Rückbau erfolgen müsste. Da diese Renaturierung mehrere Millionen Euro kosten würde - Geld, das die Gemeinde nicht hat - ist es natürlich unsere Hoffnung, dass der verantwortliche Richter Fiol und der Kläger GOB endlich zur Besinnung kommen und sich für eine konstruktive Lösung öffnen."

Eine Antwort auf die Klage gab es bis heute nicht, statt dessen begann die Abrissfirma unter Aufsicht von Deiàs Bürgermeisters Jaume Crespi vergangene Woche mit den Abrissarbeiten.

Und sie haben es scheinbar sehr eilig: „Das muss man sich mal vorstellen, die haben sogar am Samstag und Sonntag gearbeitet, so, als müsse alles ganz schnell gehen, bevor am Ende doch noch ein Einspruch des Richters kommt."

Ob das trotz Urteils in letzter Instanz tatsächlich rechtens ist, will Seikowsky noch mehrfach prüfen lassen. Der GOB hatte Ende der 80er Jahre gegen den Bau der Häuser geklagt, weil der für die Baugenehmigung notwendige Flächennutzungsplan nicht vorlag. Dieser „Plan de Protección Territorial" wurde allerdings 1999 von der Gemeinde Deià genehmigt, woraufhin der damalige Bürgermeister im Namen der Hausbesitzer Einspruch gegen das 1992 erteilte Abrissurteil einlegte.

Ein Skandal sei es, dass bis heute die Genehmigungen nicht nachträglich wieder erteilt wurden. „Unter diesen Umständen ist Spanien - ein Kernland der EU - für mich kein Rechtsstaat und kein Land, in dem man sich als Deutscher in seinen Eigentums- und Bürgerrechten geschützt fühlen kann", meint Seikowsky.