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Bei Pere A. Serra herrschte Chaos. Wo immer man ihn besuchte, im Büro oder zu Hause – weil die Fläche der Wände längst nicht mehr ausreichte, war alles vollgestellt mit Bildern. Dazwischen wimmelte es von Keramiken und Skulpturen.

Nun kommt Ordnung in das Chaos. Der MM-Verleger, balearischer Medienmogul und einer der größten Kunstsammler Spaniens, übergibt einen gewaltigen Teil seiner außergewöhnlichen Sammlung aus Jahrzehnten dem Museum Es Baluard und damit der Öffentlichkeit.

Unverständlicherweise weckt dies nicht ungeteilte Freude. Was hat die konkurrierende Presse in Palma, aus Eifersucht auf den Marktführer, in den letzten Monaten gegeifert! Sie protestierte dagegen, dass das Museum aus Steuermitteln errichtet wurde, dass Serra die Werke „nur” für 30 Jahre zur Verfügung stellt, und sie behauptete, er wolle nur seine Eitelkeit befriedigen.

What shalls. Wenn Serra gewollt hätte, trüge das Museum heute seinen Namen. Und: Überall auf der Welt werden Museen mit dem Geld der Steuerzahler finanziert - in aller Regel aber auch die Ausstellungsstücke; Serras Kunstwerke jedoch kosten sie keinen Cent. Und: 30 Jahre sind eine lange Zeit. 30 Jahre, in denen wir, unsere Kinder und unsere Enkel Serras Sammlung bestaunen können. Und schließlich: Warum sollte sie nicht in Es Baluard bleiben oder von seinen Erben ausgetauscht werden, gegen andere Objekte aus seinem Fundus? Wer will heute vorschreiben, was in drei Jahrzehnten geschieht?

Miró, Picasso, Magritte, Moore, Hartung, Kiefer, Baselitz, Lüpertz, Masson - welche Stadt kann so etwas schon vorweisen? Serras Sammlung ist sein Lebenswerk. Er wollte sie der Allgemeinheit zugänglich machen, und seine Idee war es, den vergammelten Rest der Stadtmauer von Palma, die Festung Es Baluard, zu einem der schönsten Museen Europas auszubauen.

Nun haben wir den Salat, wettern die Kritiker. Gott sei dank haben wir den Salat! Auch weil Mallorca mit seinem ohnehin erstaunlichen Kunstangebot (siehe Artikel unten) nun ein Highlight für Menschen vorzuweisen hat, die mit Sonne und Meer eher weniger am Hut haben: Bildungsreisende, Kunstliebhaber nämlich. Mallorca wird für noch mehr Menschen noch reizvoller.

Spaniens König eröffnet den Kunsttempel nicht umsonst persönlich. Und die Karawane zieht weiter.