Wenn es einen Monat gibt, in dem Mallorca ganz den Mallorquinern
gehört, dann der Januar. Die Feiertags-Flüchtlinge sind wieder in
ihre Heimatländer zurückgereist, und die Mandelblütenbewunderer und
Radtouristen, ohnehin übersichtliche Gruppierungen, sind noch nicht
eingetroffen. Mallorca ist wieder Mallorca.
Klingt toll, nicht wahr? Ist es aber nicht. Mallorca leistet
sich nach wie vor den Luxus, eine ganze Saison zu verschlafen.
Dafür muss es dann wieder in der Hochsaison brummen. Ein
Gleichgewicht scheint unmöglich. Zu gewichtig ist der Faktor
Wetter, und der ist im mallorquinischen Winter eine Unbekannte, mit
der Urlauber nicht gerne rechnen.
Mallorca kann kein Ganzjahresziel für die Massen sein. Soll es
auch nicht, werden die wahren Inselliebhaber mit Recht hinzufügen.
Aber warum in aller Welt bemüht man sich nicht ernsthaft, den
Winter etwas zu beleben? Warum wird es in ohnehin touristisch
schwierigen Zeiten so einfach hingenommen, dass Hotels, Restaurants
und Geschäfte massenhaft schließen und Beschäftigte stempeln gehen
müssen? Unverständlich.
Denn Mallorca hat auch in der kalten Jahreszeit unglaublich viel
zu bieten – nur nicht für jene, bei denen der Urlaub am Strand
beginnt und am Hotelpool endet. Die Fiestas, die Kulturszene, das
Shoppingparadies Palma, die Berge, die Spa- und Wellness-Oasen, die
Sportmöglichkeiten – all das könnte Basis für eine gehobene Art des
Wintertourismus sein, wenn Politik und Unternehmen denn nur endlich
an einem Strang ziehen und diese Vorzüge der Insel einem breiten
Publikum bekannt machen würden. Und sich daran machen würden, die
Infrastruktur auszubauen und weitere Bonbons zu offerieren.
Dazu gehört – wie oft wurde das schon gefordert! – die rasche
Realisierung des geplanten Kongress- und Messezentrums in Palma,
die Ausweisung von attraktiven Pisten für Moutainbiker und Wanderer
oder die Bewilligung des Themenparks. Dass ausländische Investoren
180 Millionen Euro in eine solche, ganzjährig bestriebene Anlage
investieren wollen, aber nur barsch abgewiesen werden, ist eines
dieser so arrogant erscheinenden politischen Ränkespiele, die kein
vernünftiger Mensch verstehen kann. Mallorca braucht solche
Attraktionen. Lippenbekenntnisse zum „Winter auf Mallorca” reichen
nicht.
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