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Nach dem Sturz Saddam Husseins gerät immer mehr das Nachbarland Syrien ins Blickfeld. Die amerikanische Regierung bezichtigte Staatschef Bachar al Sadat der Produktion von Chemiewaffen und der Aufnahme hoher irakischer Funktionäre.

In einem 40-minütigen Telefongespräch bat US-Präsident George W. Bush am Montag seinen spanischen Amtskollegen José María Aznar um Vermittlung. Der Spanier soll seine tradionell guten Kontakte zu den arabischen Staaten dazu nutzen, die Syrier zu einer Kooperation mit den USA zu bewegen. Eine militärische Aktion gegen Syrien schloss Aznar noch am Dienstag aus. Es werde zwischen ihm und al Sadat „lediglich zu Gesprächen kommen, in denen die politische Stabilität der Region” Thema sein werde. Die sozialdemokratische Opposition forderte Aznar auf, sich von der aggressiven Haltung der Amerikaner zu distanzieren.

In diversen Veranstaltungen verteidigte Aznar seinen kriegsfreundlichen Kurs: „Wir taten das, was nötig war.” Parteimitgliedern empfahl er, sich weiterhin mit erhobenem Haupt zur PP zu bekennen.

Am vergangenen Sonntag forderte das spanische Außenministerium sieben Mitarbeiter der irakischen Botschaft in Madrid zum Verlassen des Landes auf. In den Büroräumen hatte die Polizei zuvor 21 nicht zugelassene Schusswaffen gefunden.

Mehrere hundert Menschen fanden sich am gleichen Tag in Madrid zur Beerdigung des tödlich verunglückten Kameramanns José Couso ein. Der ehemalige Tele-5-Mitarbeiter starb vor knapp zwei Wochen, nachdem ein amerikanischer Panzer das Hotel der Journalisten in Bagdad unter Beschuss genommen hatte. Angehörige Cousos sprachen von einem „Kriegsverbrechen” und forderten eine Aufklärung des Vorfalls.

In verschiedenen Städten Spaniens gingen am letzten Wochenende derweil die Demonstrationen weiter. Nur richteten die sich nicht mehr gegen den Krieg, sondern gegen die Besetzung des Irak. In Barcelona fanden sich nach Veranstalterangaben 250.000, nach Polizeischätzungen 5000 Personen ein.

Spanische Unternehmen werden beim Wiederaufbau neben denen der USA und Großbritanniens zum Zuge kommen. Diese Meinung will die Tageszeitung Cinco Días aus Regierungskreisen vernommen haben. Danach soll Aznar sich bereits mit Zusicherungen an Firmen der Branchen Gas, Strom, Telekommunikation und Bau gewandt haben. Vize-Präsident Mariano Rajoy unterteilte die Nachkriegszeit im Irak unterdessen in drei Phasen: humanitäre Hilfe, Übergangsregierung und Einsetzen einer demokratischen Regierung.