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Im ersten Cabrio, in dem ich je saß, hockten die beiden Insassen hintereinander. Mein Onkel am Lenker (ein Lenkrad gab es noch nicht), ich auf dem Rücksitz. Es handelte sich, Anfang der 50er, um ein umgewandeltes Flugzeugcockpit, einen Messerschmitt–Kabinenroller.

Ob sich bei mir Knirps damals ein Cabrio–Gefühl eingestellt hat, weiß ich nicht mehr. Das Cabrio–Begehren kam mit dem Käfer– Cabrio und dem Führerschein. Seither fahre ich, wann immer es geht, offen.

In all den Jahren habe ich in vielen solchen Gefährten gesessen und einige besessen. Das Auffälligste: Sie wurden nicht nur immer kommoder und sicherer, sondern leichter in der Bedienung – vor allem des Dachs. Was musste man bei manchen Autos früher fummeln, um das Ding zuzu-bekommen! Was besonders ärgerlich war, wenn es zu regnen begonnen hatte. Cabrios früherer Jahre zeichneten sich deshalb oft durch muffigen Geruch aus, der Teppichen und Polstern entströmte.

Ich erinnere mich an ein Pärchen, das die Nacht in einem Hotel in Österreich verbrachte. Am Abend war der Himmel klar; man beschloss, das Verdeck des Autos nicht zu schließen. In der Nacht regnete es kurz und kräftig, am Morgen war der Himmel wieder blitzsauer. Das Pärchen ging frohgemut zum Auto – und erschrak fürchterlich, als sich beim Öffnen der Türen Sturzbäche aus dem Fahrzeug ergossen.

Das kann heute, wenn man das richtige Auto kauft, nicht mehr so leicht passieren. Denn es gibt schon Cabrios mit Regensensor: Bei den ersten Tropfen schließt sich das Verdeck automatisch.

Ohnehin werden die meisten heutigen Cabrios und Roadster mit elektrisch betätigtem Dach angeboten. Wobei die Handbedienung Vorteile hat, wie folgende Begebenheit zeigt.

Bei einem Auto der Luxusklasse, das zu fahren ich das Vergnügen hatte, blieb das Verdeck halb offen stehen – einer der Schließmotoren wollte nicht mehr. Es blieb nichts anderes übrig, als mit schräg stehendem Dach zur Werkstatt zu schleichen – die Beifahrerin hielt es mit der Krücke des Regenschirms fest, damit es nicht zurückschlug und sich die Metallkonstruktion im Verdeck verbog.

Aber all das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem Spaß, den ein Cabrio bereitet. Es ist völlig wurscht, ob es groß oder klein ist – das Gefühl der unmittelbaren Nähe zur Natur, zur Sonne, zum Wind und den Düften von Wald und Feld vermitteln alle Modelle. Das bietet auch ein Motorrad, mag eingewendet werden. Aber ein Motorrad hat keine Knautschzone.

Mallorca mit seinen vielen Nebenstraßen, die durch herrliche Landschaft führen, und seinen 300 Sonnentagen im Jahr ist ideales Cabrio–Revier. Wobei der Spaß eine Grenze hat: mittags an Hochsommertagen. Wenn die Sonne brennt und im Schatten um 40 Grad herrschen, kocht leicht das Hirn. Deshalb ein Cabrio nur mit Klimaanlage kaufen, im Sommer über Mittag das Dach schließen und die Temperatur regulieren lassen. Um so schöner ist dann wieder die Fahrt am Abend bei geöffnetem Dach und milderen Temperaturen. (Das Klimagerät sorgt aber auch bei geöffnetem Dach für weniger Hitze im Innenraum.)

Eine Klimaautomatik hat natürlich auch der neue BMW Z 4, den ich letzte Woche ein paar Stunden lang fahren konnte. Eingeschaltet wurde sie bei Sonne und 20 Grad aber nicht.

Optisch ist der etwas größere, stärkere und teurere Nachfolger des 285.000 Mal verkauften Z 3 wie viele Sportwagen Geschmackssache. Den einen gefällt die Form, den anderen weniger – aber jeder, der ihn fährt, ist begeistert. Denn es ist ein Sportgerät pur.

Das fängt mit dem brummig–frech–sympathischen Sound an, der dem Auspuff entfleucht (der feine Sechszylindermotor selbst werkelt akustisch total im Verborgenen). Das geht weiter mit der unglaublich direkten, elektrisch unterstützten Lenkung, die das Flitzen um Kurven zum Genuss macht. Und natürlich mit der Power unter der Haube: Die 231 PS des 3.0i katapultieren seine Insassen in knapp sechs Sekunden von null auf hundert, wenn es sein muss. Die Kraft und die Herrlichkeit.

Aber es muss nicht sein. Am schönsten ist es im Z 4, wenn er gemächlich dahingleitet. Aber er will hin und wieder auch mal die Zähne zeigen: Beim kurzen Zwischensprint oder beim Driften durch die Kurven, wenn man die Antischlupfregelung ausschaltet. Dabei fühlt man sich in den vorbildlich körpergerecht geformten Sitzen wie festgenagelt. Fahrspaß pur.

Praktisch ist das Auto natürlich nicht. Der Kofferraum ist mit 260 Litern immer noch klein (obwohl laut BMW, anders als beim Vorgänger, jetzt zwei Golfbags hineinpassen), und im Innenraum findet weiteres Gepäck keinen Platz. Das Fahrzeug ist unübersichtlich, und um die Fensterheber zu erwischen, muss der Fahrer zwischen Lenkrad und Türgriff durchangeln.

Auf unserem kurzen Trip über die Insel kamen wir auch zum Bergkloster Cura bei Randa. Ich postierte den Z 4 zwecks Foto vor den Eingang; einige der mehrere Dutzend Radsportler, die dort Pause machten, beäugten das Auto mit Interesse. Fotos im Kasten, ans Steuer, Start. Ich (sonst Automatikfahrer) vergesse die Kupplung zu treten, würge den Motor bei eingelegtem Gang ab. Großes Gelächter und Beifall seitens der Radfahrer. Nachteil eines Cabrios: Im offenen Auto hört man auch Hohn und Spott besonders deutlich.