Ein pazifistischer Ruck geht durch die mallorquinische
Gesellschaft. Mit drei Demonstrationen machen Interessengruppen und
Bürger ihre Ablehnung gegen jegliche kriegerische
Auseinandersetzung im Irak deutlich. Auch die Balearen-Regierung
sprach sich gegen eine kriegerische Lösung des Konflikts aus. Damit
ging sie auf Konfrontationskurs zur konservativen Zentralregierung
in Madrid, die wie die Bush-Administration für eine härtere Gangart
eintritt. Sogar der mallorquinische Fremdenverkehrsverband Fomento
de Turismo forderte in seltener Einmütigkeit mit der
Balearen-Regierung, „dass alle friedlichen Mittel ausgeschöpft
werden” sollten.
Balearen-Präsident Antich (PSOE) ist daran gelegen, seine Inseln
aus dem Konflikt herauszuhalten. In einem Schreiben forderte er den
spanischen Ministerpräsidenten José María Aznar (PP) auf,
amerikanischen Kriegsschiffen und –flugzeugen die Nutzung
balearischer Einrichtungen zu untersagen. Gleichzeitig verlangte er
Erklärungen zu dem am Dienstag in Palma festgemachten US-Zerstörer
„Oscar Marin”. Nach seinen Worten habe die Präsenz des
Kriegsschiffes „in der Bevölkerung zu großer Besorgnis
geführt”.
Am Donnerstag demonstrierten knapp 50 Mitglieder der
Organisation „Plataforma por la Democracia y la Globalización
Social” auf dem Dique del Oeste in Palma gegen „Krieg und
Imperialismus”. Nach Ansicht des Veranstalters stellt die „Oscar
Marin” eine öffentliche Provokation dar. Eine Verschwendung
öffentlicher Gelder sei das große Polizeiaufgebot, das den
Demonstranten den Zugang zur Anlegestelle des Kriegsschiffes
versperrte.
Fast zeitgleich zogen in Palmas Innenstadt Schüler und
Lehrkräfte für den Frieden durch die Straßen. Initiator dieser
Demonstration war die balearische Schülervereinigung. Schulen aus
allen Teilen der Insel unterstützten die Veranstaltung.
Die beiden Demos waren so etwas wie Vorboten für eine dritte
Kundgebung gegen den drohenden Krieg im Irak, zu der deutlich mehr
Teilnehmer erwartet werden. Sie findet am Samstag, 15. Februar, ab
18 Uhr an der Plaça d'Espanya in Palma statt. Als Veranstalter
fungieren hier diverse bürgerliche wie auch politische
Gruppierungen.
Glaubt man den kürzlich geäußerten Worten des spanischen
Ministers für Öffentliche Verwaltung, Javier Arenas (PP), brauchen
sich die Menschen auf Mallorca keine Sorgen zu machen. „Die
Regierung”, so Arenas während einer Stippvisite am vorvergangenen
Donnerstag in Palma, „hat die Balearen für den Kriegsfall nicht in
ihre Planungen einbezogen”. Auf der anderen Seite schloss er nicht
aus, dass amerikanische Kriegsschiffe den Archipel zumindest zum
Betanken mit Treibstoff nutzten. Eine Aussicht, die sich nur fünf
Tage später mit der Ankunft des Zerstörers „USS Oscar Marin”
bewahrheiten sollte. Arenas sagte, dass es sich hierbei um eine
vereinbarte Pflicht gegenüber dem NATO-Partner handele.
Bei dem deutsch-spanischen Gipfel, der am Mittwoch in Lanzarote
zu Ende ging, verharrten die beiden Regierungschefs Schröder und
Aznar in der Irak-Frage auf ihren unterschiedlichen Positionen. Der
französisch-deutschen Initiative zu einer Ausdehnung der
UN-Waffeninspektionen und damit friedlichen Lösung des Konflikts
erteilte der Spanier eine Absage. Aznar begründete seine Haltung
vor allem mit dem fehlenden Abrüstungswillen Saddam Husseins. Das
Verhältnis zwischen ihren Ländern bezeichneten Aznar und Schröder
trotz mancher Differenzen als „exzellent”.
Die Haltung der spanischen Regierung stößt bei weiten Teilen der
Gesellschaft auf harsche Kritik. Zahlreiche bekannte Künstler und
Schauspieler bekundeten wiederholt ihre Kritik an der spanischen
Irak-Politik. Auch Künstler auf Mallorca machten sich am Donnerstag
bei einer Pressekonferenz in Palma für eine Kultur des Friedens und
gegen den Krieg stark.
Am Dienstag brachten alle elf Oppositionsparteien im Madrider
Parlament ei-nen Antrag auf eine friedliche Lösung im Irak-Konflikt
ein. Sie forderten von der spanischen Regierung vor allem in zwei
Punkten Zugeständnisse: stärkeres Einsetzen für eine gewaltfreie
Beilegung des Konflikts und eine Aufstockung der
UN-Waffeninspekteure.(rad/ele).
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