TW
0

Mit langen Schritten überbrückt der balearische Tourismusminister Celestí Alomar die 200 Meter bis zum Abgrund von Can Set. Obwohl gut einen Kopf kleiner, hält die balearische Umweltministerin Margalida Rosselló tapfer mit, und auch der Bürgermeister von Llucmajor, Lluc Tomàs, hat es eilig, den Fototermin hinter sich zu bringen. Nicht dass der Zeitdruck den Politikern an diesem Mittwoch besonders im Nacken säße. Nein, es stinkt einfach bestialisch.

Abfall ist fast nirgendwo zu sehen, aber überall auf der Müllhalde dampft es aus der Erde. Extrem übelriechende und giftige Gase dringen aus dem aufgeschütteten Boden. Mallorcas ekligster „Vulkan”. Seit Jahren kokeln unterirdische Schwelbrände in dem zur Müllkippe zweckentfremdeten Steinbruch. Seit Jahren prangern Anwohner und Umweltverbände die im wahrsten Sinne des Wortes anrüchige Müllsünde an.

Genau so lange verspricht die Regierung das Problem zu lösen. Jetzt scheint es endlich soweit zu sein. Zumindest hat sich deswegen die Prominenz aus Ministerial- und Lokalpolitik auf dem 200 Meter langen und 35 Meter breiten, gleich neben der Autobahn zwischen den Abfahrten 12 und 13 gelegenen Gelände eingefunden.

Mit einem speziellen Aktionsplan will das balearische Umweltministerium 172 der 187 in dem Gebiet von Arenal befindlichen Steinbrüche wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen, beziehungsweise zuschütten und versiegeln.

In einem besonders bedenklichen Zustand, so das Umweltministerium, befinden sich elf Steinbrüche. Mit der Entschärfung von Can Set, dem am schlimmsten betroffenen, ist am Mittwoch begonnen worden. Während der kommenden sechs Monate soll die Deponie luftdicht verschlossen werden, da die Brandherde mit Wasser nicht gelöscht werden können. Auch ein Abtransport des 185.000 Tonnen schweren Müllbergs mit einem Volumen, das 30.000 Lkw-Fuhren entspricht, sei sowohl aus Umweltschutzals auch aus Kostengründen wenig sinnvoll, da man dadurch das Problem nur verlagern würde.

Die vom Umweltministerium beschlossene und mit 850.000 Euro aus Mitteln der Ökosteuer finanzierte Maßnahme für Can Set sieht vor, die Müllkippe zu versiegeln, dadurch den Schwelbränden die Luft zu entziehen und sie auf diese Weise zu löschen. Mit einem unterirdischen Abzugssystem sollen die Gase kanalisiert und über einen zentralen Schornstein abgefackelt werden. Sollte die Versiegelung den Erwartungen des Umweltministeriums entsprechen, werden auch die verbleibenden zehn noch nicht brennenden Problemsteinbrüche präventiv luftdicht abgeschlossen.

Ingesamt wird für die Sanierung aller vermüllten Steinbrüche ein Finanzvolumen in Höhe von 19'4 Millionen Euro veranschlagt. Ob, wie noch vor eineinhalb Jahren angedroht, die Rechnung für die Regenerierung von Can Set tatsächlich dem für die Entstehung der Halde verantwortlichen Verband der Bauschutt-Entsorger (Astracoma) präsentiert wird, bleibt abzuwarten.