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Que más nena?”, fragt der Gemüsehändler an diesem Tag wohl zum 10.000. Mal. Mit „nena”, was soviel wie Kindchen bedeutet, redet er jeden weiblichen Kunden an – ungeachtet des Alters oder ob er sein Gegenüber kennt oder nicht. Besonders zimperlich sollte die Kundschaft vor und in der Markthalle Pedro Garau sowieso nicht sein. Besonders an Samstagen kann es zwischen Ständen mit Hühnern und Hüten, Blumen und Blumenkohl etwas eng und hektisch zugehen. Der Ton unter den Händlern und mit der Kundschaft ist mitunter rau, aber herzlich.

Die Markthalle bei der Plaça Pedro Garau ist einer von drei überdachten Märkten der Stadt, die den Namen „Markt” noch tatsächlich verdienen. Auch im Olivar-Markt an der Plaça Olivar und dem Mercado Santa Catalina zwischen der Plaça Progreso und der Vía Argentina ist samstags am meisten los. Die beiden anderen Markthallen Camp Redó und Llevant sind heute recht verkümmert. Supermärkte haben die kleinen Händler aus dem Rennen geworfen.

Die drei noch verbliebenen „echten” Märkte erleben nach einer schwierigen wirtschaftlichen Phase, in der manche Stände verwaist waren, seit wenigen Jahren wieder eine neue Blüte. Jede Markthalle hat einen eigenen Charakter und eine eigene Klientel. Der Mercado Pedro Garau hat sich sein bäuerliches Gepräge weitgehend erhalten. Vor allem dienstags, donnerstags und samstags, wenn im Außenbereich Landwirte aus den Dörfern ihr Obst und Gemüse feilbieten, erwacht der Markt zum Leben.

Dazu kommen Stände mit Kleidung, die häufig von Zigeunern betrieben werden, und die fliegenden Straßenhändler, die sich im Randbereich einschummeln. An diesen Tagen sind immer Polizeibeamte präsent, auch weil Taschendiebe im Gedränge leichte Beute haben. Im Viertel um die Plaça Pedro Garau leben viele Immigranten. Sie bereichern auch die kulinarische Bandbreite in den Bars und Läden, zum Beispiel mit köstlichem arabischem Gebäck.

Der Santa-Catalina-Markt, der etwa ebenso viele Stände aufweist, hat sich vom Markt des Fischerviertels zur Multi-Kulti-Stätte entwickelt, wo Delikatessen-Geschäfte den herkömmlichen Gemüse- und Käsehändler allmählich verdrängen. Auch wenn sich manche Anwohner über den Wandel beklagen, so profitieren zumindest die Geschäftsleute davon. Und die Kunden, die etwas ausgefallenere Wünsche haben, können hier auf einen Streich alle Erledigungen abhaken: In keinem der anderen Märkte findet man ausländische Kräuter und Früchte, spezielle Käsesorten und guten Wein leichter.

Der Olivar-Markt ist der größte Markt und gilt als bester Umschlagplatz für frischen Fisch und Meeresfrüchte. Die 45 Fischstände bieten eine reiche Auswahl an verschiedenen Sorten. Die übrigen Stände sind derzeit in einem provisorischen Anbau untergebracht. Doch nach Beendigung der Umbauarbeiten in der Markthalle, die Ende Februar wieder für das Publikum geöffnet sein soll, wird er sicher nicht nur durch den neuen Supermarkt im Obergeschoss, sondern auch durch eine bessere Infrastruktur in der Halle an Attraktivität gewinnen. Zu den Kunden gehören viele, die außerhalb Palmas wohnen und am Samstag den Marktbesuch mit einem Bummel durch die Altstadt verbinden. Der Markt ist guter Ausgangspunkt, weil er über eine Tiefgarage verfügt. Bei den anderen Hallen kann die Parkplatzsuche samstags nervig sein.

Die drei Märkte unterscheiden sich auch durch das Preisniveau: Ein Verbraucherbüro des Rathauses veröffentlicht zweimal wöchentlich im Internet eine Liste unter www.a-palma.es/mercats. Dort sind die Mindest- und Höchstpreise für einzelne Lebensmittel festgehalten. Die Listen zeigen, dass es starke Preisunterschiede geben kann. Ein Beispiel: Dieselbe Menge Trauben kostete am Dienstag in den drei Hauptmärkten zwischen 1'40 und 4'40 Euro. Tomaten sind für 60 Cents oder für 2'25 Euro zu haben. Ein Preisvergleich lohnt sich also, wobei die Liste nichts über die Qualität der Produkte aussagt.

Generell scheint es so, als ob die höchsten Preise für viele Produkte im Olivar-Markt oder im Mercado Santa Catalina verlangt werden. Auch die Mindestpreise sind dort eher höher als im Markt Pedro Garau. In der Preisgestaltung sind die Händler völlig frei: Angebot und Nachfrage sind entscheidend. Bei aller Konkurrenz herrscht unter den Händlern doch eine familiäre Atmosphäre. Auch der Umgang mit dem Kunden ist persönlich, zumindest wenn er irgendwann, nach vielen Einkäufen, zum Stammkunden aufgestiegen ist.