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Die schwarze Pest fordert ihre Opfer. Nicht nur im Meer vor Galicien. Die Tankerkatastrophe, das wird von Tag zu Tag deutlicher, hat politische Folgen. Auch für die Balearen.

Es hat eine Weile gedauert, bis die spanische Öffentlichkeit die Tragweite der „Prestige”-Havarie erkannt hat. Mittlerweile ist allen klar: So schnell, wie die Politiker uns glauben machen wollten, kann diese Katastrophe nicht „abgewickelt” werden. Im von Galicien weit entfernten Palma gingen immerhin tausend Menschen auf die Straße, um die Köpfe der Verantwortlichen zu fordern. Weitere Proteste und Solidaritätsaktionen – junge Menschen reisen an den Wochenenden als freiwillige Helfer an die ölverseuchten Küsten – sind geplant.

Das Krisenmanagement der Zentralregierung war verheerend. Selbst Regierungschef Aznar muss Fehler eingestehen, etwas, was der machtbewusste PP-Politiker höchst ungern und selten tut. Spanien, das ist das eigentliche Versäumnis, war trotz wiederholter „Verwarnungen” durch ähnliche Unglücke nicht im Geringsten auf die Katastrophe vorbereitet. Der Befehl, das Schiff aufs Meer zu ziehen, war vermutlich ebenso verkehrt wie die erste Hilfe vor Ort mangelhaft. Ölsammelschiffe der Nachbarn wurden viel zu spät angefordert, wobei sich die Frage stellt, warum Spanien, das europäische Land mit der längsten Küstelinie, nicht selbst über solch ein Schiff verfügt.

Angesichts des Szenarios im Nordosten können wir auch auf den Balearen nicht beruhigt sein. Was wird der existierende Notfallplan im Notfall wert sein? Wir alle wissen, dass es keinen vollkommenen Schutz vor Tankerunglücken geben kann. Aber ein wenig mehr Vorbereitung darf's schon sein in einem Land, das in Europa mit den Ton angeben will. Bleibt die Hoffnung, dass jetzt ein Umdenken einsetzt – und Mallorca im Falle eines Falles davon profitiert.

Auf einem ganz anderen Blatt stehen die politischen Auswirkungen dieses Desasters. Auch sie haben eine Fernwirkung. Der soeben grandios gescheiterte Umweltminister Spaniens will im nächsten Jahr Ministerpräsident der Balearen werden. Das Pech der „Prestige” wird Jaume Matas im Wahlkampf an den Füßen kleben. Der regierende Fortschrittspakt, den viele schon auf der Verliererstraße sahen, bekommt Auftrieb. Schlechte Nachrichten, wohin man blickt.