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Kleopatra lässt grüßen. Sie ist allgegenwärtig dort, wo Gesundheitsbewusste und Genießer planschen, schwitzen, sich massieren, maniküren, pneumotherapieren oder elektrostimulieren lassen. Die ägyptische Königin ist das Sinnbild der Wellness schlechthin. Zu Recht: Im Sprudelwasser mit Algenessenzen und ätherischen Ölen zu schweben, ist Entspannung pur. Und wenn dann noch ein Masseur die Rückenschmerzen wegzaubert, fühlt sich der stressgeplagte Mensch nach wenigen Stunden wie neu geboren.

Sich in Kleopatra– und anderen Luxusbädern zu räkeln, ist nur eine von vielen Seiten einer Branche, die nach Ansicht des Deutschen Wellnessverbands in diesem Jahhundert „den Megatrend” erleben wird. Auch im Tourismus. Dass es ihn tatsächlich gibt, den Wellness-Boom, ist auf der Insel an der wachsenden Zahl entsprechender Einrichtungen zu sehen. Was viele Inselresidenten nicht wissen: Neben Fitnessstudios und Bäderanlagen sind auch viele Hotels, die teilweise über hervorragende Spas verfügen, offen für Besucher, die es sich – und sei es nur für einen Tag – mal richtig gut gehen lassen wollen.

„Heute kann es sich kein Hotel mehr leisten, keinen Wellness-Bereich anzubieten”, sagt der Reisejournalist, Zukunftsforscher und Buchautor Rolf Homann. Er sieht in der Entwicklung des Wellness-Verständnisses zwei Stufen: „Bislang ging es vor allem um das körperliche Wohlbefinden. Jetzt beginnt eine zweite Stufe, bei der es auch um geistiges Wohlbefinden geht.” Immer mehr würden fernöstliche Techniken eingesetzt.

Verlässliche Zahlen über Umsätze der Spaund Wellnessbranche im Tourismus sind schwer auszumachen. Laut einer Wellness-Studie des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus der Universität Bern ist aber klar, dass „Gesundheit auch im Tourismus zum dominanten Thema” wird. Stress, Arbeitsbedingungen und Zivilisationskrankheiten lassen auf ein großes Potential schließen und sprechen für einen zukunftsträchtigen Markt, heißt es in einer Zusammenfassung der Studie. Allerdings stehe dem expandierenen Wellness-Angebot eine schlecht erforschte Nachfrage gegenüber.

„Für einen 15-Jährigen bedeutet der Begriff Wellness etwas anderes als für einen 60-Jährigen”, gibt Rolf Homann zu bedenken. Der Begriff, der erst Ende der 80er Jahre in den deutschen Sprachraum gelangte, wurde bei einer Umfrage in der Schweiz 1998 von 60 Prozent der Befragten nicht richtig definiert.

Gemäß einer „Begriffserklärung” des Deutschen Wellness-Verbands reichen die Wurzeln des Wortes laut Oxford English Dictionary bis ins 17. Jahrhundert. Es wird dort mit „Zustand des Wohlbefindens oder der guten Gesundheit” erklärt. Eine laienverständliche Formel sei heute etwa: „gesund leben und sich wohl dabei fühlen” oder „gesund leben mit Genuss”. In den vergangenen Jahrzehnten galt diese Verbindung als Widerspruch, heute setze sich die Erkenntnis durch, dass Gesundheit mit sinnlichem Genuss erlebbar sei.

Offenbar setzt sich auch bei immer mehr Menschen die Erkenntnis durch, dass sie selbst etwas für ihr Wohlbefinden tun können und sollten – teilweise auch zwangsweise durch die Kürzungen der Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Therapeuten, Kosmetiker, Fitnesstrainer und Ärzte stellen aber auch einen freiwilligen Sinneswandel fest. Allerdings wissen auch sie, dass die guten Vorsätze im Alltag nicht immer durchzuhalten sind. Gerade der Urlaub kann daher eine ideale Gelegenheit sein, um Stress abzubauen, ein Fitnessprogramm oder eine neue Ernährungsweise zu starten oder kleine Wehwehchen zu kurieren.

Einige der neuen Hotels auf Mallorca sind dem Trend gefolgt und haben mit großen Investitionen auf den Wellnessbereich gesetzt: Mit dem Mardavall bei Palmanova und dem Marriott bei Llucmajor etwa sind zwei Häuser entstanden, die keine Wünsche offen lassen, wenn es um das Wohlbefinden der Gäste geht. Was sie von anderen Häusern unterscheidet, ist ihre gute Infrastruktur an Bädern, Saunen und Dampfbädern. Kurz: Sie haben großzügige Spa-Abteilungen in Verbindung mit einer Fülle von sportlichen, medizinischen und kosmetischen Therapie-Formen.

Spa ist die Abkürzung für das Lateinische „sanus per aquam” (Gesundheit durch Wasser). Dessen Ursprung liegt in der antiken Bäderkultur. Spa-Einrichtungen haben also in der Regel einen Bezug zum Element Wasser. Geschützt sei die Bezeichnung allerdings nicht, sagt Gernot Deutsch, Leiter des Spa-Bereichs im Hotel Marriott.

Die Spa-Welle kommt aus den USA, wo es kein vergleichbares Bäder– und Kursystem wie in Deutschland gibt. Hier wie dort hat man den Wert von Thermal– und Meerwasser, von Saunen und Dampfbädern für die Gesundheit wiederentdeckt. Laut der International Spa Association haben sich die Einnahmen der US-Spas von fünf Milliarden Dollar im Jahre 1999 auf 10'4 Milliarden im Jahr 2001 verdoppelt. Drei Viertel der Einnahmen stammen aus Day Spas, die mit Tagespreisen oder Aufnahmegebühren und Monatsbeiträgen arbeiten.

Die älteste Spa-Einrichtung auf Mallorca ist das Thermalbad Sant Joan de la Font Santa bei Campos. Mittlerweile ist der Kurbetrieb allerdings ziemlich verlottert. Deutsche Investoren planen, das Thermalbad künftig in eine moderne Reha-Klinik umzuwandeln.

Der Gedanke des Day-Spas ist auf Mallorca noch nicht sehr weit verbreitet. Was nicht an den Anbietern liegt: Viele Hotels öffnen ihre Wellness- und Bäderabteilungen für Residenten, wobei die Preise und die Einrichtungen recht unterschiedlich sind. Star unter den Spas ist das in diesem Jahr eröffnete Hotel Mardavall. Für 75 Euro Eintritt können Residenten das luxuriöse Ambiente des Hotels und die Einrichtungen der Spa-Abteilung für einen Tag genießen. Oder man kann Mitglied werden im Spa-Club für eine Gebühr von 2700 Euro im Jahr.

Auch das Marriott ist offen für Nicht-Hotelgäste. Für 22 Euro könne externe Gäste zum Beispiel drei Stunden lang den kompletten Spa- und Holistic-Bereich nutzen. Andere Hotels schlüsseln die Preise nach Nutzung der einzelnen Einrichtungen auf, wie zum Beispiel das Jardin del Sol in Santa Ponça, wo man für fünf Euro im beheizten Meerwasserpool baden kann. Wieder andere, wie das Dorint in Camp de Mar, unterscheiden zwischen Beauty– und Bäderbereich: Laut Hoteldirektor Bernard Meyer können externe Gäste Behandlungen buchen, doch in den Pools und Saunen sind die Hotelgäste unter sich. „Das ist Dorint-Politik.”

Der Spa-Bereich nimmt für ihn denselben Stellenwert ein wie der Golfplatz, der vor der Haustüre liegt. Nach seiner Beobachtung wollen auch immer mehr junge Menschen (auch Männer) am Wochenende und im Urlaub entspannen und etwas für die Gesundheit tun. Auch für große Fitnessstudios wie dem Mega-Sport in Palma ist der Spa-Bereich „heute ein Muss”, sagt dessen Leiter Antonio Monserrat. Auch dort kann man ab 12 Euro pro Tag die kompletten Einrichtungen nutzen.

Wer einmal die wohltuende Wirkung eines Spa-Besuches kennengelernt habe, bleibe dem Spa-Gedanken in der Regel auch treu, sagt Gernot Deutsch. Das Marriott Hotel verfügt über eine eigene Thermalquelle. Es habe einen hohen therapeutischen Nutzen, zum Beispiel für den Stoffwechsel, bei Hauterkrankungen und für das Atemsystem. Es stärkt das Immunsystem und hilft bei der Genesung von Krankheiten.

Auch Thalasso-Bäder, für die Meerwasser in Kombination mit Algen oder ätherischen Ölen verwendet wird, regen die Durchblutung an, haben eine entspannende, hautstraffende und anti-rheumatische Wirkung. Sie werden häufig auch als Vorbereitung für andere Therapien empfohlen. Auch nach Behandlungen des Gesichts oder des Körpers kann ein Bad in warmem Meerwasser die Wohlfühl-Wirkung noch verstärken. Dazu steht den Besuchern des Mardavall-Spas ein großes Becken mit Meerwasser zur Verfügung.

Einer der vielen technischen Clous dieser Anlage ist die Unterwasser-Musik, die nur beim Eintauchen wahrgenommen wird. Für ein entsprechendes Aufgeld steht besonders Anspruchsvollen eine eigene Suite mit Sauna und Dampfbad zur Verfügung. Und ein chinesischer Arzt berät und behandelt nach der Methode seines Landes.

Der Trend hin zu asiatischen Methoden im Wellnessbereich zeigt sich in fast jedem Beautystudio. Ayurveda-Behandlungen sind nach wie vor der Renner, auch Shiatsu, Tai Chi und Reiki werden nachgefragt. Der Boom dieser orientalischen Spielarten der modernen Wellness spiegeln auch einen Sinneswandel beim Westeuropäer wider: die Suche nach Harmonie und Ausgeglichenheit, die auf einer ganzheitlichen Sichtweise beruht.