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Ich bin nicht gemeint. Ich bin nicht schuld daran, wenn die Lebensqualität auf dieser Insel sinkt. Ich trage keine Tuberkulose in die Schulen. Ich bin nicht Teil der offenkundigen Überfremdung auf Mallorca. Das wird mir von allen Seiten versichert. Mit Maria Antònia Munars Forderung nach einem Einwanderungstopp seien nur die „Moros” gemeint, Immigranten aus dem Maghreb und aus den afrikanischen Ländern. „Verbrennt mich” forderte Bert Brecht in einem Gedicht. Er bezog sich auf einen Offenen Brief des Schriftsteller Oscar Maria Graf, der bei der Bücherverbrennung im Mai 1933 nicht auf der Liste der verfemten Dichter und Schriftsteller stand. Er schrieb in der Wiener Arbeiterzeitung: „Diese Unehre habe ich nicht verdient!” Einwanderer auf Mallorca kommen aus dem Senegal und England, aus Nigeria und Deutschland, aus Argentinien und Marokko, aus aller Herren Länder. Die einen kommen wegen des Klimas, wegen der Landschaft, wegen des angeblich so leichten Lebens. Die anderen kommen aus wirtschaftlichen Gründen, um Arbeit und Brot zu finden. Die einen sind willkommen, so lange sie Geld ausgeben, aber ansonsten nicht allzu sehr auffallen. Die anderen, so lange man sie auf dem Bau oder in der Landwirtschaft braucht.

Was „La Munar” bei ihrer Forderung vergisst: Mallorca ist traditionsgemäß ein Emigrantenland. Selbst der balearische Ministerpräsident Francesc Antich ist, wie viele andere Mallorquiner auch, Sohn von Auswanderern, geboren in Venezuela.

Etliche ausländische Residenten haben Mallorca bereits verlassen. Und viele andere erwägen diesen Schritt. Aus welchen Gründen auch immer.
Ich fühle mich seit vielen Jahren hier zu Hause. Ich werde nicht gehen. Ich werde eher Seite an Seite mit dem nigerianischen Hilfsarbeiter, dem andalusischen Koch, dem amerikanischen Professor und der belgischen Reiseleiterin – und mit all jenen Mallorquinern, die gegen Diskriminierung sind – dafür kämpfen, dass wir alle das Recht behalten, unseren Lebenskreis selbst zu wählen. So, wie ich es in jedem anderen Teil der Welt auch tun würde.

Ich halte es mit Erich Kästner, der am 10. Mai 1933 in Berlin der Verbrennung seiner eigenen Bücher beiwohnte: „Resignation ist kein Gesichtspunkt!” Denn leider gilt auch dieses Zitat von ihm: „Es gibt chronische Aktualitäten!”