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Jetzt weiß ich es ganz genau. Josefa hat sich nun doch die Haare färben lassen, und Encarna hat doch wirklich das ganze Wochenende mit diesem Typen verbracht. Wenn ihre Eltern davon wüssten...

Pedro hat seine Lehrstelle verloren, was kein großer Verlust ist, denn gelernt hat er ziemlich wenig. Sabrina wird vermutlich bald heiraten, und Antonia bekommt ein zweites Kind. Obwohl sie doch eigentlich gar nicht wollte, und bei José weiß man sowieso nicht, wie er das überhaupt zustande bringt. Wo er doch...

Aber das ist ja allen bekannt. Mir war es nicht bekannt. Aber ich erfuhr das alles – ohne Punkt und Komma – aus dem Munde von Xisca. Sie lehnte lässig an der unbesetzten Kasse eines großen Supermarktes. Nicht mir galt die Erzählung, sondern Barbara, Xiscas Freundin, die an der be-setzten Kasse ihren Dienst versah.

Auch der Weg zum Metzger ist informativ. Guillem schwingt das Hackmesser mit Bravour, bis ja, bis ihm jemand etwas erzählt. Dann hört er mit großen Augen zu – und tut nichts. Das Hackmesser wird erst wieder bewegt, wenn er seinen eigenen Kommentar abgegeben hat.

Zu gerne hätte ich gehört, was Catalinas Freundin zu sagen hatte. Catalina ist seit Jahren in meiner Bankfiliale. Die Mitteilungen müssen beachtlich gewesen sein, denn Catalina verschlug es die Sprache: Außer Oohs und Aahs hatte sie nichts zu sagen. Ich hielt das für frustrierend und für einen beachtlichen Mangel an Kundendienst.

Ansonsten lässt sich über den hiesigen Informationsaustausch nicht klagen. Man wird gut bedient. Ob auf der Bank, in einem Amt, ob in der Boutique, im Zeitungsladen oder im Baumarkt – überall erfährt man, was auf der Welt los ist, was Menschen bewegt, was sie tun oder lassen. Man hört von ihren Sorgen und Nöten, von ihren Wünschen und Plänen. Das ist gut so, denn schließlich will ja ein ordentlicher Mallorca–Resident sein Gastland kennen lernen.

Das Problem ist nur, dass ich die Leute, von denen die Rede ist, niemals kenne. Aber das lässt sich ja vielleicht ändern. Integration ist alles.