Die WM hat uns schon einige Überraschungen beschert. Das 0:1 von
Frankreich gegen die bärenstarken Senegalesen, der sensationelle
8:0-Sieg von Deutschland gegen die überforderten Saudis oder das
erfrischende Auftreten der Gastgeber Japan und Südkorea. Mit ihren
Pflichtsiegen haben sich die Argentinier, Brasilianer, Dänen,
Italiener und vor allem die Spanier eine gute Ausgangsposition
verschafft. Die Schweden haben die Engländer, die Mexikaner die
Kroaten, die USA die Portugiesen auf den Boden der harten
Fußballrealität zurückgeholt.
Langeweile war bisher Fehlanzeige. Diese WM belegt einmal mehr,
dass bis auf wenige Ausnahmen die sogenannten „Kleinen” mächtig
aufgeholt, teilweise die Vertreter der alten Fußballwelt sogar
eingeholt oder überholt haben. Dass sich im weiteren Verlauf dieses
Turniermarathons aber auch die Erfahrung auszahlen wird, dass sich
Qualität durchsetzen wird, davon bin ich überzeugt.
Spanien hat den Fluch des Auftaktspiels besiegen können und ist
nach 52 Jahren endlich wieder mit einem Sieg in eine WM gestartet.
Damit scheint die Grundlage für das Achtelfinale gelegt, wo der
Gegner Deutschland lauten könnte. Die deutsche Elf gehört nach
ihren ersten beiden Auftritten ebenfalls zu den positiven
Überraschungen.
Selbst wenn Saudi–Arabien überfordert war, muss man der
deutschen Mannschaft ein Kompliment machen, so konzentriert und
torhungrig das Spiel bis zum Schluss gestaltet zu haben. Miroslav
Klose hat sich in die Herzen der Fans geschossen, und mit Didi
Hamann hat die deutsche Elf wieder einen Chef auf dem Platz. Gegen
Irland hätte man das Achtelfinale perfekt machen können, aber in
der zweiten Halbzeit konnte Jancker die Situation zum
entscheidenden 2:0 nicht nutzen. Die Iren erzielten nach einer
tollen Leistungssteigerung noch den Ausgleichstreffer. Klose war
wieder der Schütze des einzigen deutschen Tores.
Bisher konnten auch andere Akteure wie Kameruns Eto'o ihren
Marktwert steigern. Wenn Eto'o weiter diese Leistungen bringt, wird
er nur schwer auf der Sonneninsel Mallorca zu halten sein. Auf den
Dänen Tomasson können sich die Tifosi freuen. Überzeugen konnte der
senegalesische Spieler Diouf, der noch in den Diensten von RC Lens
steht. Die Betonung liegt auf noch, denn in Japan und Südkorea sind
die Späher der finanzstarken Clubs auf der Suche nach
Verstärkungen.
Am meisten habe ich mich über den erfrischenden Offensivfußball
von Südkorea und Japan gefreut. Beide Teams konnten beweisen, dass
sie zu Recht an dieser WM teilnehmen und nicht als Ausrichter die
Teilnahme geschenkt bekommen haben. Sowohl Belgien als auch Polen
mussten neidlos die Stärke der Asiaten anerkennen. Beide Teams
haben mit einem unglaublich hohen Tempo, einer mitreißenden
Spielfreude für Furore gesorgt.
Von Japan und Südkorea sollten wir vor allem in der Vorrunde
noch unterhaltsame Spiele zu sehen bekommen. Ob der Heimvorteil
danach ausreicht, um eine Sensation zu schaffen, wage ich zu
bezweifeln. Beide Teams zelebrieren ein kräftezehrendes Spiel,
welches seinen Tribut fordern wird. Während einer WM muss man sich
die Kräfte einteilen, doch Japan und Südkorea lassen sich von einer
Woge der Begeisterung tragen. Freuen wir uns also auf weiteren
frechen Angriffsfußball.
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