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Mallorcas Flughafen Son Sant Joan wird am 20. Juni bestreikt werden, soviel steht fest. Lediglich fünf Flüge zum spanischen Festland sollen am Streiktag die Insel mit dem Rest der Welt verbinden. Charterflüge gehören nicht zu den elementaren Dienstleistungen, die aus der Sicht der Gewerkschaften gewährleistet bleiben. Dies beschlossen am Mittwoch die in der Gewerkschaft USO organisierten Vertreter der 8000 Arbeiter und Angestellten der spanischen Flughafenbehörde (AENA) bei ihrer Jahresversammlung in Palma.

"Wir haben schon mehrfach bewiesen, dass wir in der Lage sind, die spanischen Flughäfen stillzulegen", erklärte der Sprecher der Gewerkschaft USO, Luis Multón, am Mittwoch. Was aber genau geschehen werde, welche Mitarbeiter welche Bereiche bestreiken, steht laut Multón momentan noch nicht fest. Für den 13. Juli ist ein Treffen der Führung der balearischen Gewerkschaftsverbände CCOO, UGT und USO anberaumt, bei dem eine detaillierte und gemeinsame Strategie der einzelnen Kampfmaßnahmen entwickelt und deren Durchführung koordiniert werden soll.

Bereits am Mittwoch wurden die Gewerkschaftsdelegierten angewiesen, iin den Betrieben die Arbeiter auf den Generalstreik einzustimmen, sie zu informieren und die Arbeitnehmer für eine aktive Teilnahme am Streik zu mobilisieren. Allein durch eine Blockade des mallorquinischen Airports wären rund 60.000 Fluggäste betroffen. Eine Arbeitsniederlegung der Busfahrer und der Hotel- und Restaurantangestellten würde darüber hinaus alle Urlauber und eine Vielzahl der Inselbewohner einschränken.

Die auf Mallorca operierenden Touroperatoren sehen den bevorstehenden Kampfmaßnahmen noch relativ gelassen entgegen. TUI werde für den 20. Juni, so ihr mallorquinischer Sprecher Juan Carlos Alia, weder Flüge stornieren noch modifizieren. Auch bei der Rewe-Touristik (ITS, Jahn-Reisen, Tjaereborg) ist man, wie bei den meisten anderen Reisegesellschaften, noch in der Überlegungs- und Planungsphase. "Wir wissen noch zu wenig über die geplanten Streikaktionen. Von daher läuft bei uns der Betrieb noch relativ relaxt weiter", erklärte ITS-Chefreiesleiter Ludger Trapp.

Der Mallorcavielflieger Air Berlin will seine Mitarbeiter anweisen, die Kunden, die rund um den 20. Juni nach Spanien fliegen wollen, von den möglichen Streikauswirkungen auf hren Flug zu unterrichten. Umbuchungen würden kostenfrei ermöglicht. Darüber hinausj, so Pressesprecher Peter Hauptvogel, prüfe man eine mögliche Verlegung von Flugterminen. Dies sei aber aufgrund der begrenzten Kapazitäten im Luftraum äußerst kompliziert.

Auch die Polizeigewerkschaft der Balearen steht hinter dem Generalstreik. Da Polizisten nicht streikberechtigt sind, warnte ihr Generalsekretär Pablo Riquelme die Regierung davor, den Streik als Ausrede zu missbrauchen, um Konflikte zwischen Demonstranten, Bürgern und Ordnungshütern herbeizuführen.

Auch die Mehrheit der spanischen Bevölkerung hält den Generalstreik für gerechtfertigt. In einer von der Tageszeitung "El Mundo" in Auftrag gegebenen Umfrage standen 55, 1 Prozent der Befragten den bevorstehenden Kampfmaßnahmen positiv gegenüber, wenngleich sich 61'4 Prozent davon nicht aktiv daran beteiligen werden. Zwei Drittel der Spanier, so die demoskopische Erhebung, sehen in dem Streikdatum den Versuch, dem spanischen Präsidenten Aznar und seiner PP-Regierung den größtmöglichen Schaden zuzufügen.

Am 21. Juni wird in Sevilla ein Gipfeltreffen abgehalten, zu dem die Regierungschefs aus ganz Europa erwartet werden. Üblicherweise reisen bereits im Vorfeld Hunderte Journalisten, Funktionäre und Abgesandte an, die dann die vollen Auswirkungen des Streiks zu spüren bekämen. Auch am 21. Juni, so die Einschätzung von Experten, werde die andalusische Metropole noch weitestgehend paralysiert sein.

Um die elementare Versorgung der Bevölkerung nicht vom Versprechen der Gewerkschaften abhängig zu machen, diese in einem Mindestvolumen aufrechtzuerhalten, studiert die spanische Regierung den Einsatz der Streitkräfte. Die strategischen Bereiche der Energieversorgung, der Telekommunikation und des Transportwesens könnten, so die Regierung, möglicherweise durch das Militär geschützt werden.