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Großer Bahnhof in Sóller: Die ganze Stadt steht an der Station, die Musikkapelle spielt, die Honoratioren glänzen in ihrem Sonntagsstaat – der Anlass: Erstmals fährt ein Zug mit qualmender und pfeifender Dampflokomotive in das abgeschiedene Städtchen ein. Was für ein denkwürdiger, was für ein historischer Tag, jener 12. April 1912. 90 Jahre ist es nun her, dass der Fortschritt auf Eisenschienen sich eine Bahn in die Stille des Orangentalsbrach.

Seit damals ist die Sóllerbahn eine einzigartige Erfolgsgeschichte. In früheren Zeiten beförderte der „Vitamin-C-Express” Zitrusfrüchte und Textilwaren nach Palma. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entdeckte der Tourismus die beschauliche Zugverbindung mit ihren Siemens-Elektroloks aus dem Jahre 1928. Rund 600.000 Mallorca-Besucher kaufen sich jährlich in einem der Jugendstilbahnhöfe in Palma und Sóller ein Billet. Mit den regulären Pendlern fuhren im Vorjahr insgesamt knapp eine Million Menschen mit dem Zug, der seit seiner Inbetriebnahme einen ganzjährigen Fahrplan anbietet.

Zum Bau der 27 Kilometer langen Strecke quer durch das Tramuntana-Gebirge waren mehrere Tunnels, der längste misst knapp drei Kilometer, notwendig. Für das Projekt wurde 1905 eine eigene Aktiengesellschaft gegründet, die noch heute Eigentümerin der Bahn ist. Die Konzession läuft im Jahre 2011 aus. Dann muss eine Neuvergabe erfolgen – oder der Staat übernimmt.