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„Viele halten mich für verrückt, weil ich bei einer Produktion von 22.000 Litern im Jahr zehn verschiedene Sorten mache”, sagt Winzer Miquel Gelabert, „und vermutlich bin ich auch verrückt, aber nur so macht mir das Ganze Spaß.” Wie erfolgreich der Verrückte ist, stellte sich am Wochenende in Madrid heraus. Beim dritten Internationalen Weinsalon holte der 42-Jährige eine Goldmedaille für seinen Gran Vinya Son Caules '99 sowie Silber für den Torrent Negre 2000 und den Cabernet Sauvignon '99. Damit nicht genug: Sein Spitzenwein wurde in der Blindverkostung mit dem Gran Premio als bester der ganzen Schau ausgezeichnet.

Gelabert sieht sich durch die Auszeichnungen in seiner Philosophie bestätigt. „Auf Mallorca können wir über den Preis nicht konkurrieren, allein wegen der hohen Transportkosten. Also müssen wir besondere Weine machen, auf Qualität setzen und teuer verkaufen”, beschreibt er sein Credo.

Ein perfektes Beispiel dafür ist der Gran Vinya Son Caules. Er besteht zu 75 Prozent aus Callet, einer Traube, die es nur auf Mallorca, und hier nur in Manacor und dem anerkannten Anbaugebiet Pla i Llevant gibt. „Der Weinstock gibt umso bessere Trauben, je älter er ist”, so Gelabert, aber 25 Jahre müssen sie mindestens alt sein. Seine 1'5 Hektar Callet sind deutlich über 50 Jahre alt. Der Ertrag ist mit 2000 Kilo pro Hektar lächerlich, dazu muss bei der Lese die Traube ausgewählt werden, weil sie unterschiedlich reift, Gelabert geht dreimal durch die Reben.

Für die Fassreife nimmt er maximal drei Jahre alte Eichenfässer bester Qualität, die pro Stück zwischen 320 und 580 Euro kosten, weil „ältere Barricas dem Wein nicht mehr viel geben”. Auch beim Korken spart er nicht: Pro Stück kostet der Stopfen knapp 80 Cent, denn „ich kann es mir nicht leisten, dass meine Weine korkig schmecken”.

So stolz er auf seine Auszeichnungen ist, so wenig gibt er auf Etiketten wie „ökologisch” oder „biodynamisch”. „Worauf es ankommt, ist die Qualität”, unterstreicht er einmal mehr, „und die gibt es nicht durch den Einsatz von Zusatzstoffen und Chemie”. Seine Callet-Reben werden sanft gedüngt. Die einzigen Mittel, die er verwendet, sind Schwefel und Kupfer, „gegen Mehltau und damit kein Essig daraus wird”.

Beim sogenannten Schönen des Weins, dem Entfernen von Trübstoffen, lehnt Gelabert Filter ab. Stattdessen verwendet er frisch geschlagenen Eischnee, die Eier (eins pro 100 Liter) schlägt er selbst auf.

So viel Aufwand hat seinen Preis. Der Gran Vinya Son Caules kostet 25 Euro – der prämierte 99er ist aber schon ausverkauft. Der aus den gleichen Trauben gekeltere Vinya Son Caules Negre ist schon für gut 7'50 Euro zu haben. Miquel Gelaberts Weine sind auf Mallorca in jedem guten Fachgeschäft zu haben, die Insel verlassen nur wenige Flaschen.

Deswegen hat er keine Angst vor Konkurrenz: „Auf Mallorca produzieren wir gerade ein Prozent dessen, was auf der Insel konsumiert wird. Da ist es eine gute Nachricht, wenn demnächst fünf oder sechs neue Bodegas aufmachen.

Er will auf jeden Fall so verrückt bleiben, wie er ist. Und so erfolgreich.