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Das Leben in meiner Lieblingsbar hat sich in den vergangenen Wochen verlangsamt. Die Kasse zeigt noch Beträge in Pesetas, die dann mit einem Euro-Rechner in die neue Währung übertragen werden. Müsste das Wechselgeld nicht in Euro herausgegeben werden, wäre der Rechner überflüssig. Fast jeder im Dorf zahlt noch mit Pesetas. Und das wird wohl auch noch bis zum letzten Moment so bleiben. Ein gewisser Trotz hat sich breit gemacht, widerwillig geht man mit der neuen Währung um.

Erst Anfang Februar, so wurde mir versichert, erscheinen die neuen, offiziellen Aushänge der Behörde, auf denen die Barpreise in Euro ausgewiesen werden. So lange mindestens klingeln die Pesetas in der Kasse.

Doch einige der ganz alten Leute im Dorf gaben sich modern. Sie pilgerten gleich am 2. oder 3. Januar in die örtliche Bankfiliale, um das Sparbuch, auf das die monatliche Rente eingeht, umschreiben zu lassen. Ein viel gehörter Kommentar lautete: „Ich glaub es nicht. Für so wenig Geld haben wir nun ein Leben lang gearbeitet.”

Tausend Pesetas machen einfach mehr her als sechs Euro.
Trinkgeld wurde in der Dorfbar immer nur sehr spärlich verteilt. Nun gibt es überhaupt nichts mehr. Das ist wohl einerseits Unsicherheit, wie viel denn wohl angemessen ist, andererseits, so wird mir versichert, aber auch Scham. Scham? Ganz klar, auch in alten Zeiten, als auch in Spanien die Stellen hinter dem Komma noch „Céntimos” hießen, waren diese Münzen schon so wenig wert, dass man sich scheute, sie jemandem anzubieten. Man hätte als verarmt gelten können. Es wird sich im Laufe der Zeit alles regeln, das mit den Pesetas und den Euro. Das betonen der Leiter der örtlichen Bank, der Restaurantbesitzer und der Inhaber des Supermarktes. Es kann aber noch eine Weile dauern.

Gestern traf ich in der Dorfbar einen (sehr) alten Herrn. Als er seinen Kaffee bezahlen wollte und den Lolly für den Urenkel, wurde es offenbar: Er hatte noch niemals von einer Währung namens Euro gehört.