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Wie kann es sein, dass fast in Sichtweite der Touristenhochburg S'Arenal Schuttkippen vor sich hin schwelen, die Luft verpesten und das Wasser der Brunnen zu verseuchen drohen? „Lange Zeit hat einfach die gesetzliche Grundlage gefehlt, um zu verfolgen, was da passiert”, sagt Miquel Colom, der Leiter der Abteilung für Müll und Umweltverschmutzung im balearischen Umweltministerium.

Nicht nur Gesetze fehlten, sondern auch das Bewußtsein für das Problem. Und auch Geld, um jene zu bezahlen, die Vorschriften durchsetzen und Verstöße ahnden. Außerdem: Tausende von Tonnen Schutt brauchten eine Bleibe, und da boten die Kippen hinter S'Arenal nicht nur eine bequeme, sondern vor allem auch billige Möglichkeiten, sich des Mülls zu entledigen.

Problematisch auch, dass die Überwachung der Kippen lange Zeit nicht der Umweltbehörde oblag. „Es handelt sich um Steinbrüche, und die unterliegen dem Bergrecht”, erklärt Miquel Colom. Nach Ausbeutung und Stilllegung sieht das Bergrecht vor, die Steinbrüche zu verfüllen. Pläne dafür müssen dem Industrie-Ministerium vorgelegt und genehmigt werden. Also schlossen die Besitzer der Gruben Verträge mit den Bauschutt-Transporteure, die ließen sich die Verfüllung mit unbedenklichem Bauschutt genehmigen.

„Dagegen ist auch nichts zu sagen, leider sind mit der Zeit viele Materialien hineingeraten, die da nichts verloren haben”, sagt Colom. Denn schon auf den Baustellen wurden Steine nicht von Holz, Plastik und Farbe getrennt, auch an der Kippe selbst gab es dafür keine Vorrichtungen.

Erst als Anfang '99 mit dem neuen Abfallgesetz der „Nationale Plan für kontaminierte Böden” erlassen wurde und im Februar 2001 die „Richtlinien für Rückstände” (Plan director de residuos) das Recycling und die Trennung von Müll auf Mallorca zwingend vorschreibt, gab es eine Handhabe für die Umweltbehörden.

Trotz alledem fehlt nach wie vor ein Dekret der Regierung in Madrid, das die Grenzwerte für kontaminierte Böden festlegt. „Das behindert unsere Arbeit natürlich erheblich”, sagt Miquel Colom. Er gehe nicht davon aus, so der Umwelt-Fachmann aus Palma, dass das Dekret noch vor Jahresende kommt.

Dennoch ist seither der Druck auf die Entsorger erheblich gewachsen. Ein Antrag der Transporteurs-Vereinigung Astracoma auf die Eröffnung einer Trenn-Anlage in Can Set wurde wegen erheblicher Mängel zurückgewiesen, andere Stationen wurden allerdings in Calvià, Llucmajor und in Artà genehmigt. Weil dennoch weiter abgeladen wurde, folgte im Februar diesen Jahres die Schließung von Can Set, anschließend wurde Astracoma verpflichtet, die Kippe zu sanieren und für die Löschung der Brände Sorge zu tragen.

Zur Lösung des Problems stehen 127 Millionen Pesetas, umgerechnet rund 1'5 Millionen Mark, im Haushalt der Balearen für 2001. Mit 40 Millionen Pesetas, rund 470.000 Mark, ist ein Auftrag an die Firma TQMA (Tecnología Química de Medio Ambiente) aus Barcelona ausgestattet, damit die ehemaligen Steinbrüche untersucht werden. 87 Millionen Pesetas, gut eine Million Mark, stehen dem baskischen Umwelttechnik-Unternehmen IDOM zur Verfügung, um Risikoanalysen und Sanierungsprojekte vorzubereiten.

Die Arbeiten haben im Sommer begonnen, jetzt treffen die ersten Ergebnisse ein. Für Miquel Colom ist längst klar, das der Qualm über Can Set nur die Spitze des Eisberges ist. „Wir hoffen, das in den nächsten Jahren genügend Mittel bereit gestellt werden, um die Arbeit fortsetzen zu können.”