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Der Tod kommt, egal wo wir sind. So denken viele Menschen, die trotz schwerer Krankheit nach Mallorca fahren. Viele 80 oder 90-Jährige treten häufig im Bewusstsein, nicht mehr lebend nach Deutschland zurückzukehren, die Reise an”, erzählt Britt Ingemann, Chefin der Notrufzentrale für Sterbefälle (B.I. Assistance) in Palma. Ihr Unternehmen kümmert sich um alle Angelegenheiten rund um den Tod. Bei Sterbefällen von Ausländern, Touristen oder Residenten, sorgt die Notrufzentrale für die Erledigung des Briefverkehrs, für die Bestattung, für den Leichentransport oder für die Verbrennungen.

Eng ist hierbei die Zusammenarbeit mit dem Konsulat, das oftmals die erste Anlaufstelle im Falle eines Todes von deutschen Staatsbürgern ist. Konsul Peter-Christian Haucke erklärt: „Die Abwicklung von Todesfällen gestaltet sich oft schwierig. Vor allem, wenn die Menschen ohne Beisein von Angehörigen starben, was häufig bei alleinreisenden Touristen der Fall ist. Wir müssen dann das Bundeskriminalamt einschalten, um die Familie in Deutschland zu suchen.” Um das weitere Vorgehen kümmert sich dann Ingemanns Unternehmen: „Wir stellen den Kontakt zur Familie her. Nach Mallorca zu kommen, ist für sie oft gar nicht nötig.” Eigeninitiativen sind häufig zum Scheitern verurteilt: „Manchmal bemühen sich die Verwandten selbst, die Formularitäten zu erledigen. Meist haben sie dabei keinen Erfolg, weil schwierige Probleme mit der Polizei oder dem Gericht zu lösen sind. Die Sprache ist hierbei ein großes Hindernis.” Trocken kommentiert sie ihren Beruf: „Ein kaputtes Auto bringe ich auch in die Werkstatt, zum Fachmann eben.”

1999 gab es 217 deutsche Todesfälle auf Mallorca. 56 Prozent wurden überführt, 41 Prozent eingeäschert, drei Prozent auf der Insel beerdigt. Steigend ist die Tendenz der Verbrennungen, vor allem auf Mallorca. Der deutsche evangelische Pfarrer auf Mallorca, Andreas Ahnert, hält eine Statistik bereit: „Die Beerdigungsriten auf Mallorca haben sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Seit 1994 stiegt die Zahl der Einäscherungen von 0'4 auf 33 Prozent.” Für diese Entwicklung sind viele Gründe verantwortlich. Ahnert: „Die Urne mit der Asche darf man – anders als in Deutschland – mit nach Hause nehmen.” Robert Kramer, der deutsche katholische Pfarrer auf Mallorca, führt als einen Grund für die steigende Beliebtheit von Urnenbestattungen die veränderte Einstellung der katholischen Kirche an: „Was früher als frevelhaft galt, wird heute akzeptiert. Die Kirche hat eigene Riten für Urnenbestattungen entwickelt.”

Praktische und finanzielle Gesichtspunkte sind bei der Wahl der Bestattungsart ausschlaggebend: „Um 50 Prozent billiger kommt eine Einäscherung im Vergleich zu einer Beerdigung. Außerdem ist ein Grab auf einem Friedhof auch langfristig teuer. Die Miete für fünf Jahre schwankt je nach Lage zwischen 20.000 und 60.000 Pesetas”, erklärt Ingemann.

Dass die Grabpflege wegfällt, empfinden viele Menschen als angenehm. Kramer: „Um Gräber muss man sich immer kümmern. Leider wird das häufig nicht mehr gerne gemacht, der Kontakt zu den Toten viel zu selten gesucht und das Andenken nicht über die Besuche an den Gräbern aufrecht erhalten. Heutzutage geht man häufig nur an Allerheiligen auf die Friedhöfe.” Als praktisch erscheint dagegen eine Einäscherung, da die Urne einfacher transportiert werden kann. Während die Einfuhr von Urnen nach Deutschland bürokratisch streng geregelt ist, reagiert man in Spanien der Problematik gegenüber lockerer: „In Spanien gibt es einen freien Transport von Asche. Es muss nirgendwo registriert, wenn die Urne den Ort wechselt”, erklärt Ingemann.

Auch bei der Seebestattung herrschen noch viele Freiheiten. „In Deutschland gibt es diese Sitte schon wesentlich länger. Über die Lage im Meer wird Buch geführt, Pläne werden dazu erstellt. Hier hat man das noch nicht gemacht, wohl weil der Trend neu ist”, vermutet die Unternehmerin. Ist es in Deutschland untersagt, auf eigenem Grund und Boden Tote zu beerdigen, kann dies auf Mallorca gemacht werden. Ingemann: „Hier kennen wir keine Rasse und keine Farbe. Jeder kann sich eingraben lassen, wo er will. Es kommt öfter vor, dass Residenten auf ihrer Finca eine Grabstätte finden.” Auf Mallorca die ewige Ruhestätte zu haben, wird oft gewünscht: „Vor allem Menschen, die keine festen Beziehungen mehr nach Deutschland haben, wollen hier sterben. Oder aber es kehren die zurück, die hier glücklich waren. Manche halten den Wunsch im Testament fest”, weiß sie.