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Die Terroranschläge in den USA hielten den Lauf der Welt für Tage an. Dem Datum 11. September wird in Geschichtsbüchern vielleicht einmal eine ähnliche Tragweite zugeordnet werden wie dem 28. Juni 1914, als die tödlichen Schüsse auf den österreichischen Thronfolger in Sarajevo einst den Weltenbrand des Ersten Weltkrieges auslösten. Mögen uns ähnliche Erfahrungen bitte erspart bleiben.

Seit den Attentaten vor gut zweieinhalb Wochen ist das Leben wie auch immer weitergegangen. Nach der Überwindung der Lähmung durch den Schrecken steht die Suche nach Wegen zu mehr Schutz und Sicherheit vor weiteren Terroranschlägen an. Ratschläge, die gut und billig sind, sind jedoch rar.

In den USA wird derzeit darüber nachgedacht, die Piloten mit Waffen auszurüsten. Der Idee haftet ein gewisser Hauch Wildwest an. Allein die Vorstellung, von einem Flugzeugführer befördert zu werden, der zwischen dem Steuern des Jumbos in 10.000 Meter Höhe und dem Überwachen der zahllosen Kontrollanzeigen sich noch kurzerhand eine Schießerei mit stoppelbärtigen Angreifern in der Gangway liefert, erinnert doch fatal an die einst verwegenen Kutscher aus Texas oder Wyoming, die gleichzeitig die Peitsche schwingen, die Kutsche lenken, die Indianer abknallen und verteufelt fluchen konnten.

Da hat der Gedanke, von einem dezent in Zivil gekleideten Sky-Marshall begleitet zu werden, etwas Hygienisches an sich. Die Lufthansa will das Sicherheitspersonal inkognito auf gefährdeten Flugrouten einsetzen. So wie jeder orientalisch aussehende Fluggast in den Verdacht geraten könnte, ein potentieller Flugzeugentführer zu sein, dürfte nun jedes kraftvolle Mannsbild an Bord für den heimlichen Rettungs-Rambo gehalten werden, angehimmelt von allen Frauen.

Wäre alles nicht so schrecklich ernst, könnte man herzhaft darüber lachen. Ohne Scherz: Die israelische Airline macht es seit Jahren vor. Es gibt mindestens zwei belegte Fälle, in denen der Air-Sheriff wie ein rettender Engel einen Luftpiraten tötete, einen anderen außer Gefecht setzte. Klar kostet das alles viel Geld. Schön ist das nicht. Und die Vorstellung, vom Terror bedroht zu sein, ist ebenfalls nicht angenehm.

Es hilft wohl alles nichts. Der Sky-Marshall wird – vielleicht sogar einmal bei Mallorca-Flügen – künftig Normalität sein.