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„Ich würde mein Haus ja gerne legal anbieten, aber hier werden einem ja nur Steine in den Weg gelegt. Die Auflagen sind so hoch, dass man praktisch in die Illegalität getrieben wird.” Britta H. ist eine von vielen tausend Menschen auf den Balearen, die ihr Haus oder ihre Wohnung an Urlauber vermieten. Jahrzehntelang krähte kein Hahn danach, ob sie dafür eine Genehmigung hatten oder Steuern bezahlten. Doch die Zeiten, in denen relativ offen am Fiskus vorbeigewirtschaftet werden konnte, sind vorbei. Seit einigen Jahren starten die Behörden immer wieder Aktionen, um die schwarzen Schafe ausfindig zu machen.

Das Tourismusministerium, das derzeit verstärkt das Internet nach illegalen Ferienunterkünften durchforstet, liefert den Finanzbehörden zu. Ein weites Feld, das sie zu beackern haben: Neben den Privatleuten sind es auch die Hoteliers, die gegenüber den Behörden bei ihren Bettenzahlen untertreiben oder sogar ganze Gebäudekomplexe ohne die erforderlichen Lizenzen vermarkten. Im Mai 2001 verlautete aus dem Tourismusmisterium der Balearen, man habe über 15.000 illegale Plätze auf der Insel entdeckt, in erweiterten Hotels und Apartmentanlagen.

Über die Zahl der illegalen privaten Ferienunterkünfte kann es nur Schätzungen geben. Ganz klar klaffen die Zahlen zwischen auf den Flughäfen registrierten Passagieren und den offiziellen Bettenzahlen der Hotels auseinander.

Danach schlüpfen rund 25 Prozent der Mallorca-Besucher in privaten Wohnungen unter – in der eigenen Immobilie, bei Freunden oder in einer gemieteten illegalen Ferienunterkunft. Anhand dieser Eckdaten wird die Zahl der illegalen Betten auf rund 80.000 geschätzt.

Die jüngsten Kontrollund Suchaktionen der mallorquinischen Behörden haben auch die letzten schlafenden Hunde geweckt: „Plötzlich haben es alle mit der Angst zu tun bekommen”, sagt ein Vermittler von Ferienwohnungen, der die Angebote etlicher Privatleute bisher auf seiner Internetseite anbot. Mittlerweile wurde die Homepage stillgelegt, weil die Vermieter kalte Füße bekommen und ihre Offerten zurückgezogen haben.

„Wer jetzt erst reagiert, ist zu spät dran”, meint Britta H. Sie habe ihr Haus an der Westküste schon vor zwei Jahren, als die ersten Gerüchte über Kontrollen aufgekommen waren, aus dem Internet getilgt. Für sie sei das nicht weiter schlimm: In den Jahren zuvor habe sie sich eine Stammkundschaft erarbeitet, die immer wieder kommt und Mund-zu-Mund-Propaganda be-treibt.

Britta H. könnte ihre Wohnung, da sie sie ja nicht kommerziell vermarktet, total legal an Urlauber vermieten – sie müsste dazu nur Steuern zahlen. Bei Tages-Mieteinnahmen von 400 bis 700 Mark für ein stattliches Haus mit Pool und allem Drum und Dran kommt übers Jahr ein hübsches Sümmchen zusammen. Das möchte die Hausbesitzerin lieber nicht mit dem Staat teilen: „Die Steuern sind zu hoch”, findet sie. Außerdem „machen das doch alle hier so”. Vor missgünstigen Nachbarn müsse sie sich jedenfalls keine Sorgen machen: Die verdienten sich auf die gleiche Weise ein Zubrot.

Bekäme Britta H. eine Lizenz zum Betrieb eines Ferienhauses, käme sie nicht mehr so einfach am Fiskus vorbei. Doch die Bewilligung von Anträgen ist derzeit ziemlich aussichtslos, bis das geplante touristische Rahmengesetz der Balearen verabschiedet ist. Ein Zeichen dafür, dass viele durchaus gewillt sind, ihre Angebote zu legalisieren: Im vergangenen Jahr wurden 1100 Anträge auf Lizenzen gestellt.

Wie schwierig es die derzeitige Gesetzeslage den Anbietern von Ferienhäusern macht, merken auch die Reiseveranstalter, die die Objekte in Deutschland vermarkten. „Als seriöser Anbieter müssen wir unter den gegebenen Umständen auf den Einkauf schöner Objekte, die wir gern in unser Programm aufgenommen hätten, verzichten”, sagt Carola Walz, Leiterin der Marketingabteilung von Inter Chalet.

Der Ferienhausanbieter hat derzeit 140 Objekte im Programm, sie sind in drei Katalogen abgebildet. Die Nachfrage, vor allem an Fincas der gehobenen Klasse, sei größer als das Angebot. Das bestätigt auch Dorothea Hohn, Pressesprecherin von Terramar. In den vergangenen Jahren sei die Nachfrage nach Ferienhäusern auf Mallorca im hochwertigen Bereich erheblich gestiegen.

Mehr Objekte in allen Preisklassen würde sich auch Vermittlerin Myriam Bockemühl für ihre Internetseite www.mallorca-ferien-reisen.de wünschen. Machte sie früher vor allem über Prospekte und Anzeigen in deutschen Medien auf ihre Angebote aufmerksam, bringe heute die Werbung übers Internet 70 Prozent der Kundschaft. Misstrauen schlage ihr selten entgegen: „Es ist fast schon erstaunlich, wie offen die Kunden da rangehen.” Sie höre von wenigen, die schlechte Erfahrungen mit Buchungen übers Internet gemacht haben.