Mallorca gehört zu den beliebtesten Ferienregionen der Welt. Das
liegt, wie sich dieser Tage zeigt, auch daran, dass der Archipel
eine sichere Insel in einer unsicheren Welt ist. Obwohl Afrika nur
200 Kilometer entfernt liegt, gibt es auf den Balearen weder
politische oder soziale Unruhen noch Schwerkriminalität im
nennenswerten Ausmaß. ETA-Anschläge finden auf der Halbinsel statt.
Worüber oft berichtet wird, das sind Gauner und Nepper, die
Urlaubern ans Portemonnaie gehen – aber eigentlich nie ans
Leben.
Nach den Terroranschlägen in den USA sind Urlauber verunsichert.
Drohen weitere Flugzeugentführungen? In der deutschen Reisebranche
fürchtet man, dass auch europäische Hauptstädte bei einer neuen
Welle von Terror-Attacken gefärdet sind. Was passiert in
islamischen Ländern? Viele erinnern sich an den Anschlag am
Hapschetsut-Tempel im ägyptischen Luxor 1997, als 62 Menschen,
darunter 58 ausländische Touristen, im Kugelhagel extremistischer
Islamisten starben. Oder an die Öçalan-Krise und das verheerende
Erdbeben in der Türkei im selben Jahr. Keiner wollte in diese
Länder reisen, auf Mallorca gab es kein freies Bett mehr.
Freude, auch klammheimliche, ist hier dennoch fehl am Platz.
Erstens wegen der vielen Toten. Aber zweitens werden die Folgen
auch hier zu spüren sein. Während eines bewaffneten Konflikts gegen
Terroristen und die Länder, in denen sie Unterschlupf finden,
dürfte auch der Tourismus auf Mallorca zurückgehen, wenn auch
weniger stark als in anderen Destinationen. Das zeigt die Erfahrung
aus dem Golfkrieg. Dazu kommen die negativen Auswirkungen der
Attentate auf die Weltwirtschaft: Eine Rezession in Europa wird die
Reiselust ganz allgemein dämpfen.
Sollte sich die Lage wieder beruhigen, könnten Touristen aus
Unsicherheit für kurze Zeit noch einen Bogen um Länder wie Ägypten,
Tunesien oder die Türkei machen und nach Mallorca ausweichen.
Langfristig aber enthebt das die Verantwortlichen auf der Insel in
Politik und Wirtschaft nicht von der Verpflichtung, die
Strukturprobleme in den Griff zu bekommen. Das sind im wesentlichen
der Umweltschutz und die weitere Verbesserung der Qualität.
Sie bekommen durch die Krise lediglich einen Aufschub. Glauben
die meisten Touristiker, aber sicher ist nicht mal das.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.