Radarstation auf dem Puig Major.

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Wie zwei riesige Golfbälle kleben die beiden Kugeln am Gipfel des Puig Major. Seit 1953 befindet sich die Radar– und Telekommunikationsstation mit ihren zwei rundlichen Abdeckungen auf dem mit 1445 Metern höchsten Berg Mallorcas. Sollte es nach den verheerenden Terroranschlägen auf das Welthandelszentrum in New York sowie auf das Verteidigungsministerium in Washington zu einem militärischen Gegenschlag der USA etwa gegen Afghanistan kommen, dürfte die Einrichtung auf dem Berggipfel bei Sóller wieder eine wichtige Rolle bei den strategischen Planungen der Militärs spielen. Denn von diesem Horchposten aus lässt sich der gesamte Schiffs- und Flugverkehr im westlichen Mittelmeer überwachen. Die elektronischen Augen und Ohren reichen sogar tief in den afrikanischen Kontinent hinein.

Offiziell befindet sich die früher in US-Regie geführte Radarstation in spanischem Besitz. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass dort bei Bedarf auch amerikanische Verbindungsoffiziere Dienst schieben, wie zuletzt 1991 im Golfkrieg und 1986 bei der US-Strafaktion gegen Libyen.

Über die strategische Bedeutung, die Mallorca für die US-Amerikaner oder die Nato im Rahmen eines möglichen Gegenschlages in der Golf-Region einnimmt, gibt es keine eindeutigen Aussagen. Im Mittelmeerraum sind eine Reihe von Militärbasen zu finden, auf die sich Nato-Verbände abstützen. „Eine solche Basis, die wichtig ist für die Nato, gibt es auf Mallorca nicht unbedingt”, sagt denn auch der deutsche Marineattaché in der Botschaft der Bundesrepublik in Madrid, Fregattenkapitän Wolfgang Anders.

Die Gründe dafür sind einleuchtend: Zum einen ist der kleine Militärhafen von Palma für große Verbände ungeeignet. Die Einheiten, die üblicherweise am Kai festmachen oder im Meer vor der Stadt ankern, absolvierten in der Regel „Good-Will-Besuche”. Des Weiteren sei auf der Insel kein Militärflugplatz mit eigener Start– und Landebahn vorhanden. Zum Aufbau von Militäroperationen sei darüber hinaus mehr notwendig als eine Station zum Auftanken von Flugzeugen. Marineattaché Anders: „Mallorca ist, aus militärischer Sicht, nicht in exponierter Lage.”

Einerseits. Andererseits können sich Inselkenner noch gut an die Auswirkungen des Golfkrieges auf Mallorca erinnern. Über der Insel flogen B-52-Bombervom spanischen US-Stützpunkt Morón bei Sevilla nach Irak und wieder zurück. Des Öfteren landeten bei Palma weitere Militärmaschinen zwischen. Eine direkte Folge waren zum Teil erhebliche Verspätungen bei den Ferienfliegern in Palma. Gleichzeitig kam die Diskussion auf, Palmas Hafen zur logistischen Basis für die Nato auszubauen. Die größere Sicherheit aufgrund der Insellage schien plötzlich dem Favoriten Barcelona den Rang abzulaufen. Und US-Soldaten, die nach Monaten des Einsatzes am Golf Entspannungsurlaub erhielten, waren in jener Zeit häufig auf Mallorca Gast.

Wieviele US-Kriegsschiffe während und nach dem Golfkrieg in Palma einliefen, darüber machte der Konsular-Agent der USA in Palma, Bartolomé „Tumy” Bestard, keine Angaben. Im vergangenen Jahr waren es jedoch nach seinen Worten rund 70 Schiffe.

Eines davon war der mit Nuklear-Energie angetriebene Flugzeugträger „George Washington”. Die Anwesenheit des Schlachtschiffes hatte damals den Protest der Balearen-Regierung hervorgerufen.