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J ahrelang ging es mallorquinischen Touristikern so gut, dass sie es nicht für nötig hielten, Werbung zu machen und etwas für das Image der Insel zu tun. Spare in der Zeit, so hast du in der Not, sagt eine Marketing-Weisheit, an die sich die hiesigen Unternehmer und Politiker nicht gehalten haben. Zwar ist nicht sicher, ob die Not momentan wirklich so groß ist, wie die Hoteliers behaupten, aber auf jeden Fall hat das Image in Deutschland gelitten. Jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, will das Fremdenverkehrsamt Ibatur mit 200 Millionen Pesetas Wiedergutmachung betreiben (S. 2). Das klingt nach viel Geld, wird aber ein Tropfen auf den heißen Image-Stein sein, selbst wenn die geplante Kampagne bis aufs I-Tüpfelchen funktionieren sollte.

In der Not wollen nun auch die Hoteliers etwas für die Publicity tun, in der nächsten Woche noch wollen sie eine Strategie vorstellen, die parallel zu der von Ibatur geht. Bei der Werbung ist es schon so, dass viel viel hilft. Aber viel besser wäre es, die Bemühungen würden gebündelt. Allerdings ist das bei der gegenwärtigen Lage, in der sich Hoteliers und Tourismuspolitiker kaum guten Tag sagen, ein vermessener Wunsch.

Warum die Hoteliers jetzt klagen, sie müssten mitten in der Hochsaison mit den Preisen runter, weil die Herbergen nicht ganz voll sind, ist nur vor dem Hintergrund nachzuvollziehen, dass sie ein paar Jahre alle Betten zum vollen (und oftmals ziemlich teuren) Preis verkaufen konnten. Jetzt geschieht auch auf Mallorca das, was in anderen Destinationen gang und gäbe ist: Preisnachlässe im Kurzfrist-Geschäft. Auf Teufel komm raus werden die Zimmer gefüllt, ohne zu beachten, dass der Last-Minute-Gast keinen realistischen Preis bezahlt, mithin auch kein treuer Mallorca-Kunde wird, wenn er nächstes Jahr sieht, wie teuer Ferien auf der Insel wirklich sind.

Vor allem aber wird es im Sommer wieder voll auf Mallorca – zu voll, wie selbst viele Hoteliers zugeben. Statt darüber nachzudenken, wie man mit innovativen Konzepten die Saisonzeiten ausweiten kann, wird in die alte Rabatt-Trickkiste gegriffen. Dabei sind sich alle einig, dass es anderswo sowieso billiger ist. Statt Preise zu senken, sollten also die Hoteliers lieber das Produkt, also die Hotels verbessern, damit die Kunden gerne mehr dafür bezahlen. Dazu brauchen sie nicht mal eine Kooperation mit den Politikern.