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Mallorca, es hat sich herumgesprochen, ist kein billiges Pflaster (mehr). Nur logisch deshalb, dass das hohe Preisniveau in nahezu allen Wirtschaftsbereichen zu beklagen ist. Logisch ist allerdings auch, dass es Schmerzgrenzen gibt. In vielen gastronomischen Betrieben sind sie erreicht.

Unmut wird laut. Unter Einheimischen genauso wie unter ausländischen Residenten und Urlaubern. „Ultima Hora” schreibt schon von „Verhältnissen wie an der französischen Riviera” und „Raub”. Wer ein gutes Restaurant empfiehlt, sieht sich längst gemüßigt, auch eine Preiswarnung oder –entwarnung mitzuliefern.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Gehobene oder gar Spitzenküche kann es nicht zum Spottpreis geben. Der Warenund Personaleinsatz ist erheblich und muss sich in der Rechnung niederschlagen. Ärgerlich ist aber, dass man inzwischen auch für ein Allerweltsessen mit 5000 Pesetas (fast 60 Mark) und mehr rechnen muss.

Mag ja sein, dass Mieten und sonstige Nebenkosten ebenfalls gestiegen sind, das rechtfertigt aber nicht – um ein Beispiel zu nennen –, für ein bisschen Tomate mit Mozarella 1500 und für ein paar Nudeln 2000 Pesetas und mehr zu verlangen. Das passt einfach nicht mehr.

Leider geht auch die Kultur verloren, einen „anständigen” und preiswerten Hauswein anzubieten. Neuerdings beginnt die nach oben sehr offene Skala nicht selten erst bei 2400 Pesetas – für Tropfen, deren Niedrigpreise einem aus dem Supermarkt bekannt sind. Und immer häufiger ist in fröhlicher Runde ein vierstelliger Pesetas-Betrag schon vor dem ersten Gang weg – für einen Gedeck-Obulus, für den man vor nicht allzu langer Zeit noch Tapas bestellen konnte.

Es ist zwar richtig, dass es auf Mallorca viele Menschen gibt, die nicht auf die Peseta achten müssen. Doch auch die sind nicht mehr bereit, überzogene Preise zu bezahlen. So wird es der Markt schon richten. Wer hochpreisig fährt, muss auch etwas Besonderes bieten – bei Speisen, beim Wein, im Service und im Ambiente. Wer in diesem Segment nur beim Preis Trittbrett fährt, wird scheitern. Vor allem unter den Einheimischen und Residenten klappt die gastronomische Mund-zu-Mund-Propaganda perfekt.

Schade nur, dass Urlauber diese Kenntnisse nicht haben. Sie werden nicht selten ausgenommen – und vervollständigen so ihr Bild vom „teuren Mallorca”.