Mallorca ist immer noch Magnet für viele Nord– und
Mitteleuropäer, die auf der sonnigen Insel leben wollen. Doch die
Zeiten, in denen jeder Neuankömmling gleich eine Immobilie kaufte,
sind anscheinend vorbei. Die Mallorca-Mietbörse jedenfalls
verzeichnet einen großen Zuwachs an Interessenten. ,,Die Nachfrage
ist riesengroß. Wir bearbeiten jeden Monat mehr als 300 Anfragen”,
so Geschäftsführer Steffen Döhne, ,,zehn Prozent der Interessenten
mieten die Immobilie auch.” Die Arbeit schafft er nur mit vier
Mitarbeitern.
Der ehemalige Immobilienverkäufer machte sich vor vier Jahren
mit der Idee selbständig, Häuser und Wohnungen zum Mieten zu
vermitteln. „Schon damals wollten viele Interessenten nicht gleich
kaufen”, so der Vater zweier Kinder, „aber es gab noch keinen
Spezialisten für Mietimmobilien, Makler haben sich eher widerwillig
darum gekümmert”.
Jetzt ist die Vermittlung von langfristigen Vermietungen sein
Geschäft, nicht aber die kurzfristige Vermietung an
Mallorca-Touristen. Für den Mieter beträgt die Courtage bei
Vertrags-Abschluss eine Monatsmiete.
Mieter suchen vor allem Objekte im Großraum Palma, berichtet
Döhne. Dazu zählt er alles, was im Umkreis der Hauptstadt innerhalb
von 20 Autominuten erreicht werden kann. Eltern mit
schulpflichtigen Kindern schätzen laut Döhne die Nähe zu
Bildungseinrichtungen, insbesondere internationalen Schulen. Ein
neuer Trend tut sich auf bei den Ortschaften jenseits des
touristisch überlaufenen Südwestens, aber dennoch in der Nähe von
Palma. In der Stadt sind die Viertel Bonanova, El Terreno am Park
Bellver sowie der Casco Antiguo (Altstadt) besonders gefragt. Immer
mehr Häuser und Wohnungen vermittelt die Mietbörse etwa in Santa
Maria, Sa Cabaneta oder Bunyola.
Die Preise haben sich dabei in den vergangenen vier Jahren in
etwa verdoppelt. Das lag vor allem daran, dass es zu wenige
vernünftige Objekte gab. In Spanien wohnen, anders als etwa in
Deutschland, meist nur arme Leute oder junge Menschen, die sich
ihre Existenz erst aufbauen, zur Miete. So früh wie möglich gehen
sie dann ins Eigentum.
Die Preisspanne, die Döhne anbietet, liegt zwischen 60.000 und
zwei Millionen Pesetas Mietzins pro Monat. Zur Zeit hat er etwa 150
Objekte im Angebot. Dabei sind Wohnungen am unteren Ende der Skala
meist Apartments für Alleinstehende, das teuerste Objekt ist eine
Luxus-Finca in Santa Maria. Der alte Herrensitz, in dem Gemälde von
Picasso und Miró hängen, wird inklusive wertvoller Antiquitäten,
Koch und einem Hausangestellten für zwei Millionen pro Monat
vermietet. Im Jahr 2000 hat die Mietbörse Immobilien vermittelt,
deren Miete im Schnitt bei 145.000 Pesetas (1700 Mark) im Monat
liegt.
Das leisten sich in der Hauptsache Deutsche, aber in zunehmendem
Maße auch Österreicher, Schweizer, Holländer und Skandinavier.
Döhne erklärt, welche Faktoren für diese Kunden wichtig sind – und
wie stark sie die Miete treiben. So kostet Meerblick etwa 10 bis 15
Prozent mehr, direkter Zugang zum Meer kommt noch einmal 10 bis 15
Prozent teurer. Auch die wichtige Zentralheizung treibt den Preis
um etwa 20 Prozent nach oben. Gefragt sei außerdem „moderner
Standard”, doch der sei nicht leicht zu finden. Insbesondere, wenn
die Immobilie mehr als zehn Jahre auf dem Buckel habe, haben
sanitäre Einrichtungen oft schon stark gelitten.
Die mit Abstand meisten Eigentümer, denen die Mallorca-Mietbörse
Kunden vermittelt, sind Spanier. „Die schätzen deutsche Kunden
sehr, weil sie zu Recht den Ruf haben, gute Mieter zu sein: Sie
zahlen pünktlich und gehen sorgsam mit der Wohnung um”, so Döhne.
Er klagt, dass die Werterhaltung von Seiten der Vermieter
verbesserungswürdig ist. So seien einige Objekte nach dem zweiten
oder dritten Mieterwechsel sehr abgewohnt und nicht leicht zu
vermitteln.
Wenn ein Ausländer ein Objekt zur Miete sucht, kommt er laut
Döhne häufig mit falschen Vorstellungen: „Der hat eine
Hochglanz-Zeitschrift gelesen und glaubt, er könne das hier günstig
mieten.” Meist aber sind solche Luxus-Objekte gar nicht auf dem
Miet-Markt, und wenn, sind sie für den Normalverdiener
unerschwinglich. „Wir stellen oft fest, dass Menschen mehr als 50
Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen, da ist die
Schmerzgrenze erreicht”, so der Mietbörsen-Chef. So sei momentan
auch eine Preis-Stagnation zu verzeichnen.
Dennoch lohne es sich, in eine Immobilie zu investieren, um sie
dann zu vermieten. „Die Rendite liegt bei geeigneten Objekten bei
etwa 10 Prozent.”
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.