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Überzeugte Nichtsportler müssen sich die Frage irgendwann stellen: Ist Radeln, wie es zur Zeit von vielen Hobby–Radlern auf Mallorca betrieben wird, wirklich gesund? Macht das auch noch Spaß? Spielt die vielfältige Landschaft der Insel dabei wirklich eine Rolle? Denn das sind ja wohl für die meisten ,,Ciclistas” die hauptsächlichen Anreize ihrer Tätigkeit. Hier soll nicht den Rede sein von den Profis, die gut vorbereitet zum Training kommen.

Nein, die Rede ist von jenen, die zu Hause natürlich gelegentlich auch einmal aufs Radel steigen, aber jetzt nach einem langen, nassen Winter in Good old Germany weitgehend untrainiert sind, die ein wenig abspecken möchten, die sich in froher Runde sportlich betätigen wollen.

Ich habe da meine Zweifel, wenn ich sie so durch mein Dorf in den Bergen rasen sehe. Oft krebsrot im Gesicht, keuchen sie die kurvige Landstraße bergauf. Den Blick starr auf den Asphalt vor dem Vorderrad oder auf die Rückfront des Vordermannses geheftet, wirken sie oft, als stünden sie kurz vorm Herzinfarkt. Sind sie auf der Höhe angekommen, sind sie für eine ganze Weile außerstande, miteinander zu reden. Sie müssen erst wieder zu Atem kommen. Fröhliche Einkehr verbietet sich. Ein Glas Wein oder ein frisch gezapftes Bier ist eigentlich nicht erlaubt, und eine deftige Mahlzeit beschwert auch nur den Magen. Bleibt also literweise Mineralwasser – übrigens sehr zur Freude der jeweiligen Barbesitzer – oder der mitgebrachte Iso–Drink – das gefällt den Barbesitzern weniger.

Nach einer solchen, nicht gerade gourmetartigen Stärkung machen sie sich an die Abfahrt ins Tal. Eins, zwei, drei im Sauseschritt – kriegen sie von der Landschaft doch so gut wie gar nichts mit. Bei bis zu achtzig Stundenkilometern ist es einfach unmöglich, den Blick auf die Berge oder ins Tal zu genießen. Auch wenn er noch so schön ist.

Im Dorf im Tal versammeln sie sich an der Kreuzung. Ohne Einkehr, denn die Fahrt geht gleich weiter. Viele Kilometer lang. Aber vorher müssen sie sich noch einreiben, denn bei dem derzeitigen Wetter ist die Gefahr des Sonnenbrands auf dem Radel extrem groß. Der Bräunungseffekt ist zweifelhaft. Verbissene Radler erkennt am halb gebräunten Arm oder Bein, am abrupten Wechsel zwischen weißer Mehlwurm– und roter Hummerhaut.

Ob das wirklich Spaß macht? Ich werde es nie ergründen. Ich bin eben unsportlich.