Sie sind die treuesten Mallorca-Gäste: die Langzeiturlauber, die
in der kühleren Jahreszeit bis zu sechs Monate auf der Insel
verbringen.
Diesen Personenkreis trifft die Ökosteuer für Touristen besonders
hart, die das Balearen-Parlament in der Karwoche verabschieden
soll. Die MM-Leser Marlies und Friedhelm Ditt bringen es auf den
Punkt: ,,Wer wird sich (...) wohl noch leisten können, zusätzlich
eine Ökosteuer von sage und schreibe 240 bis 720 Mark zu zahlen?
(...) Vielleicht sind Langzeiturlauber auf Mallorca nicht mehr
gefragt, oder?” (Seite 10).
Gefragt sind sie si-cher noch, vor allem von den Hoteliers, die
ohne sie im Winter viele Hotels schließen und das geschulte
Personal entlassen müss-ten.
An sie gedacht hat die Balearen-Regierung jedoch ganz
offensichtlich nicht, als sie ihren Ökosteuer-Gesetzentwurf
erarbeitete und be-schloss.
Wie die Öko-Abgabe überhaupt nicht sonderlich durchdacht
erscheint:
K Sie wird nur von Touristen erhoben; die Einheimischen, die ihre
Umwelt genauso oder mehr belasten, bleiben außen vor.
K Sie wird nur Hotelurlaubern abverlangt; wer sich privat
einmietet, bleibt verschont.
K Sie belastet den Urlauberetat in schwerwiegender Weise
zusätzlich: Wenn der Mallorca-Strandurlaub z.B. einen deutschen
Familienvater hundert oder mehr Mark zusätzlich kostet, denkt er
gewiss über die preislich besonders attraktive Alternative Türkei
nach.
K Sie kommt zu einem Zeitpunkt, da Mallorca gerade in
Deutschland eine denkbar schlechte Presse hat. Fördert es das
Mallorca-Image, wenn die Gäste zusätzlich abgezockt werden?
,,Fortschrittspakt” nennt sich die in Palma regierende rot-grüne
Koalition. Die Ökosteuer jedoch ist ein Rückschritt. Aber sie passt
in das Bild, das diese Regierung den potentiellen Urlaubern
vermittelt: dass sie diese eigentlich gar nicht will, wie
Rewe-Touristik-Chef Dietmar Kastner kürzlich gegenüber MM
sagte. Die Ökosteuer wirkt zusätzlich abschreckend.
Bis zur nächsten Regionalwahl sind es noch zwei Jahre. Zwei
Jahre, in denen die Urlauberzahlen schrumpfen werden. Die Wähler in
der (noch) reichsten Region Spaniens werden dies am Geldbeutel
spüren – und diese fortschrittliche Regierung vermutlich zum Teufel
jagen.
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