MM: Ab wann soll die Steuer erhoben werden?
Alomar: Sechs Monate nach der Veröffentlichung im Gesetzblatt, die
wohl im Mai sein wird.
MM: Worauf wird die Steuer genau erhoben?
Alomar: Auf die Übernachtung in touristischen Einrichtungen. Pro
Person und Nacht werden in der Regel ein Euro, bei Land– und
Agrohotels 0'25, bei Fünf–Sterne–Hotels zwei Euro fällig.
MM: Welche Einnahmen erwarten Sie pro Jahr?
Alomar: Wir rechnen mit 12 Milliarden Pesetas (141.000.000
Mark).
MM: Wofür soll das Geld verwendet werden?
Alomar: Sämtliche Einnahmen dienen der Verbesserung der
Infrastruktur touristischer Zonen, der Verbesserung der Natur, dem
für den Tourismus wichtigen Denkmalschutz und um die Solidarität
zwischen dem Agrar– und Dienstleistungssektor zu fördern.
MM: Subventionen für mallorquinische Bauern aus der
Ökosteuer?
Alomar: Nichts dergleichen. Weder Subventionen noch
Einkommenshilfen. Wir wollen helfen, bestimmte Produkte zu
vermarkten und den Landschaftsschutz zu fördern.
MM: Was ist unter Verbesserung der Infrastrukturen konkret zu
verstehen?
Alomar: Zum Beispiel die Errichtung oder die Verbesserung von
kulturellen Einrichtungen oder Sportanlagen. Oder verbesserte
Einrichtungen für das Klären von Abwässern, die Müllentsorgung.
Also all das, wofür es noch keine öffentliche Dienstleistungen
gibt.
MM: Die Errichtung von Infrastruktur in touristischen
Gebieten oder der Denkmalschutz sind nicht wirklich ökologisch.
Warum dann Ökosteuer?
Alomar: Die Ökosteuer ist keine Ökosteuer in dem Sinne. Das ist der
Name, den man ihr gegeben hat. Ich möchte unterstreichen, dass die
Abgabe nicht dazu dient, die touristische Aktivität auf den
Balearen zu reduzieren, wie etwa die Ökosteuer in Deutschland den
Benzinverbrauch senken soll.
MM: Wer wird über die Ausgaben entscheiden?
Alomar: Das balearische Tourismusminsterium. Letztlich das Sagen
wird eine Kommission haben, in der alle beteiligten Ministerien
mitarbeiten. Die Projekte werden von den Gemeinden, vom Inselrat
oder von Vereinen und Verbänden vorgeschlagen werden.
MM: Die Hoteliers und die Reiseveranstalter beklagen, dass
die Abgabe ungerecht ist, weil ein hoher Anteil der Besucher nicht
in Hotels absteigt. Die belasten deswegen nicht weniger die Umwelt,
zahlen aber keine Ökosteuer.
Alomar: Diese Behauptung stimmt heute schon nicht, und wird es in
Zukunft noch weniger tun. Die große Mehrheit der Touristen, mehr
als 80 Prozent, steigt in touristischen Unterkünften ab. Außerdem
arbeiten wir daran, die illegale Offerte, die beispielsweise via
Internet verkauft wird, aufzudecken.
MM: Ein Argument für die Ecotasa ist die
Qualitätsverbesserung. Viele glauben, dass mit dem Billigtourismus
das Preiswert–Segment ausgemerzt werden soll.
Alomar: Qualität ist nicht einfach zu erreichen. Aber die
Definition ist leicht: Qualität ist, wenn der Kunde zufrieden ist.
Wenn ein Kunde in einer Pension absteigt, die seine Erwartungen
erfüllt, ist er zufrieden. Die Ökosteuer soll helfen, das Umfeld zu
verbessern. Das wird dazu beitragen, die Zufriedenheit der Urlauber
aller Kategorien zu steigern. Insofern dient die Abgabe zur
Qualitätssteigerung.
MM: Welche Erwartungen haben sie für die kommende
Sommersaison?
Alomar: Wir haben ein Abkommen mit der Uni Dresden unterzeichnet,
die uns über den deutschen Markt informiert. Die ersten Ergebnisse
deuten an, dass wir eine ähnliche Saison wie 2000 erwarten
können.
MM: Die von Ihnen angestrebte Entzerrung der Saisonzeiten
scheint nicht zu funktionieren. Im Sommer gibt es noch sehr hohe
Auslastungsspitzen, das Wachstum im Winter hat sich jedoch
verlangsamt oder sogar umgekehrt.
Alomar: Der ersten Aussage stimme ich zu, der zweiten nicht. Der
Besucherzustrom der Hochsaison – mittlerweile von Ostern bis
Oktober – ist 2000 im Vergleich zu 1999 lediglich um weniger als
0'6 Prozent zurückgegangen. Demgegenüber ist die Zahl der Urlauber
in der Wintersaison um mehr als 1'4 Prozent gestiegen. Vergleichen
wir allerdings Monat für Monat, stellen wir fest, dass November und
Dezember 2000 in der Tat unter den Zahlen des Vorjahres lagen.
Dafür haben wir im Januar ein Plus von 18 Prozent, der deutsche
Markt wächst um satte 43 Prozent, der Februar wird erneut ein
Rekordmonat. Zu sagen, die Nebensaison würde schlecht laufen, ist
falsch.
MM: Sehen Sie die Konzentration auf den deutschen Markt als
besorgniserregend an?
Alomar: Jeder Geschäftsmann weiß, es ist besser, das Risiko zu
verteilen. Das hat nichts damit zu tun, dass wir keine deutschen
Touristen wollen, im Gegenteil. Urlauber aus Alemania sind treue,
gern gesehene Kunden. Aber jetzt, wo sie die Türkei und andere
Ziele wiederentdecken, müssen wir uns auch um andere Märkte
kümmern. Ich bin übrigens davon überzeugt, dass die Urlauber, die
die Türkei ausprobieren, wieder nach Mallorca zurückkommen
werden.
MM: Wird es neue Schwerpunkte in der Tourismuswerbung der
Balearen geben?
Alomar: Ja. Ich bin davon überzeugt, dass die Zukunft der Promotion
einzelner Produkte gehört.
MM: Zum Beispiel?
Alomar: Wer Golf spielen will, kann das bei uns tun, wer radfahren
will, findet hier alles, was er wünscht, wer schlemmen möchte, kann
das auf den Balearen tun, und so weiter. Seit langem reden wir
davon, mein Ziel ist es, dass wir in den zweieinhalb Jahren, die
die Wahlperiode noch dauert, Marktführer in der produktorientierten
Tourismuswerbung sind.
MM: Wird es mehr Geld für Werbung geben?
Alomar: Geld ist nicht alles. Es kommt darauf an, wie man es
ausgibt.
MM: Zum Abschluss eine persönliche Frage. Macht Ihnen Ihr Amt
angesichts der Streitereien mit den Hoteliers noch Spaß?
Alomar: Klar. Mir macht Politik Spaß, und Streit gehört zum
politischen Geschäft. Im Übrigen habe ich nicht Streit mit der
Branche, sondern mit dem Hotelverband, und da auch nur mit einem
Teil der Führungsriege. Einige dieser Leute sind nicht mal
Eigentümer von Hotels. Ich habe mithin ein ruhiges Gewissen.
Schließlich bin ich Mitglied einer Regierung, die für das Wohl des
Landes arbeitet.
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