Die älteren, weniger schlimmen Vorhersagen sind revidiert
worden. Um bis zu 88 Zentimeter könnte der Wasserstand des
Mittelmeeres in diesem Jahrhundert steigen, wenn infolge des
Treibhauseffektes Polkappen und Gletscher schmelzen und sich die
bislang kühlere Tiefsee ausdehnt.
Diese dramatische Bilanz zogen Fachleute der Vereinten Nationen
am Wochenende auf der IPCC Klimakonferenz in Genf. Die Folge: Stark
vermehrte Erosion und Überschwemmungen der Küsten.
Mallorca wird davon nicht untergehen – anders als etwa die
Malediven, die nur wenige Meter aus dem Wasser des Indischen Ozeans
ragen. Aber die Folgen für die europäische Urlaubsinsel Nummer eins
wären dennoch dramatisch. Schließlich bliebe kein einziger Strand
übrig, Hauptkapital des Geschäfts mit den Touristen. Erosion durch
Wind und Wellen bedroht zudem die dichtbesiedelte Küste.
Aber auch wenn dieses leider sehr realistische Horrorszenario
nicht Wirklichkeit werden sollte, stehen Mallorcas Strände vor
Untergang. Denn vor allem die letzten naturbelassenen Playas der
Insel befinden sich in einem beklagenswerten Zustand, das Meer
frisst jedes Jahr mehr Sand. Schuld daran ist der Mensch, weil er
in die natürlichen Abläufe eingreift, ohne die Folgen, die
mittlerweile gar nicht mehr langfristig sind, zu beachten.
Obwohl Wissenschaftler an den genauen Ursachen des
Strandschwundes noch forschen, ist längst klar, welche Maßnahmen
ergriffen werden müssten. Wie Wie Miquel Angel March, Sprecher des
balearischen Umweltschutzbundes GOB, erklärt, sind es vor allem die
Zerstörung der Posidonia-Wiesen, die Veränderungen von
Meeresströmungen durch Bebauung und die unablässige Reinigung der
Playas, die den Sandverlust bewirken.
Maßnahmen zum Schutz sind den Verantwortlichen klar: den Zugang
zu Naturstränden erschweren (verbieten kann man ihn in Spanien
nicht), auf Reinigung von Posidonia verzichten, bei der
Müllentfernung kein schweres Gerät einsetzen und die weitere
Bebauung im Meer, also weitere Häfen, verhindern.
Doch im Wust unterschiedlicher Kompetenzen wird viel geredet und
wenig getan. Onofre Rullán, Generaldirektor für Küste im
balearischen Umweltministerium, ist zum Beispiel für Raumordnung an
der Küste zuständig. Er legt fest, wie viele Sonnenliegen an einer
bestimmten Playa vermietet werden dürfen. Die Kontrolle darüber
obliegt wiederum der entsprechenden Behörde der spanischen
Zentralregierung, die Vergabe der entsprechenden Lizenzen nehmen
die Gemeinden vor, die auch für die Reinigung zuständig sind. Bei
den öffentlichen Häfen bestimmen die spanischen und balearischen
Hafenämter, bei Sporthäfen sind wiederum die Gemeinden für die
Aufsicht zuständig.
So passiert wenig, immer mehr Sand und damit wertvolles
Grundkapital der Tourismuswirtschaft verschwindet. Dabei sind auf
den Balearen die Strände trotz aller Probleme sehr sauber. Denn im
Gegensatz zum Festland gibt es hier keine kontaminierende
Industrie. Manchmal nur kommt es durch Abwasser zu Verschmutzungen,
weil in engen Buchten oder Häfen der Wasseraustausch nur langsam
vonstatten geht. Das zeigen auch die Proben, die im Sommer 2000 an
Mallorcas Stränden im Auftrag von Air Berlin und MM genommen
wurden: bis auf wenige zeitliche und räumliche Ausnahmen keine
Verschmutzungen.
Jeder Einzelne kann sein Scherflein dazu beitragen, Mallorcas
Strände zu schützen. Küstenexperte Onofre Rullán fordert:
Verlangen Sie nicht, dass die Posidonia vom Strand entfernt
wird.
Halten Sie die Playa sauber, damit kein schweres Gerät zur
Säuberung eingesetzt werden muss.
Benutzen Sie die Stadtstrände (Calvià, Playa de Palma etc.), da
dort die Natur nicht mehr kaputtgemacht werden kann.
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