Als am Freitag zwei Arbeiter von herabstürzenden Teilen des
„Tivoli” erschlagen wurden, sei das gar kein Hoteleinsturz gewesen,
sondern der bedauerliche Einsturz einer Baustelle, sagte eine
Sprecherin des Reiseveranstalters Neckermann, der ab Ende April
Kunden in dem Haus unterbringen wollte. Schließlich sei das Gebäude
noch gar nicht als Hotel in Betrieb gewesen, so die
Argumentation.
Solche Spitzfindigkeiten zeigen, wie sensibel Urlauber, immerhin
zahlende Kunden, auf Schreckensmeldungen aus den Feriengebieten
reagieren können. Deswegen sollen sie, wenn irgend möglich, nicht
mit schlechten Nachrichten belastet werden, damit die
Buchungszahlen nicht nach unten gehen.
Dass bislang auf Mallorca – und anderswo - Touristen in ihren
Hotels noch nichts passiert ist, ist reine Glückssache. Vergangenen
Juni waren alle Gäste pünklich beim Abendessen im Speisesaal, sonst
hätte es beim Einsturz des Aparthotels Sunwing-Resort in Port
d'Alcúdia leicht Tote geben können. Wer weiß, ob es das Tivoli
nicht auch im Mai hatte zerbröseln können?
Reiseveranstalter, gerade in Deutschland, machen deshalb
Geschäfte, weil sie ihren Kunden Sorgen abnehmen - und sich dabei
auch um deren Sicherheit zu kümmern haben. Beim Flug scheint das
selbstverständlich. Spätestens seit 1996 beim Absturz einer
Maschine der Birgen-Air vor der Dominikanischen Republik 164
deutsche Touristen starben, achten alle Touroperator darauf, ihre
Urlauber nur in sichere, überprüfte, nach Möglichkeit namhafte
deutsche Airlines steigen zu lassen.
Warum sollte solche Sorgfalt bei Hotels nicht auch gelten?
Offensichtlich reicht es nicht, wenn der Besitzer des einen Hotels
mal Tourismusminister der Balearen und der des anderen mal
Vorsitzender des Unternehmerverbandes war. Ähnlich wie bei den
Fluggesellschaften sollten sich Reiseveranstalter Instrumente
überlegen, die Sicherheit der Hotels zu überprüfen.
Dabei geht es nicht nur darum, dass so ein Haus gleich ganz
zusammenstürzen kann. Auch die Brandsicherheit und die immer wieder
aufkommende Frage der Fluchtwege sind ein wichtiges Thema.
Bislang sind deutsche Touristen von Katastrophen in
mallorquinischen Hotels verschont geblieben. Aber muss es erst zu
einem Unglück kommen, bevor etwas geschieht?
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