Ein paar Dutzend Bauern blockieren ein Spritdepot. An sich ist
diese Nachricht von geringer Brisanz. Bemerkenswert ist hingegen
die Hysterie, die sich auf der Insel ausbreitete. Denn erst die
prompten Hamsterkäufe der Autofahrer führten so rapide zum
Spritengpass.
Wer die Ereignisse der letzten Tage auf Mallorca beobachtete,
kann warnende Stimmen, wonach eine neue ,,Ölkrise” zu einer
weltweiten Wirtschaftskrise führen könnte, besser nachvollziehen.
Da wird an zwei Tagen das Benzin knapp, und schon kloppen sich
Autofahrer um die besten Plätze in der Schlange vor der Tankstelle.
Wenn das im Kleinen schon so losgeht ...
Man ist sich auf der Insel gewahr geworden, was eine wirkliche
Ölkrise für Folgen hätte. Selbst wenn die Urlauber-Jets noch landen
würden, keiner könnte die Passagiere zum Hotel weiterbefördern,
Mallorcas Wirtschaft käme im Nu zum Stillstand.
Der – das muss man immer bedenken – harmlose, weil gewaltfreie
Protest der mallorquinischen Fischer und Bauern sollte nicht ohne
Folgen bleiben. Der Abzug der Trecker (noch ist unklar, ob sie
wiederkommen) darf nicht der Anlass sein, das Nachdenken
einzustellen.
Unsere Abhängigkeit vom Erdöl und seinen Folgeprodukten ist
beängstigend, ein Schock möglicherweise heilsam. Auch auf Mallorca
gibt es ungenutzte Möglichkeiten, auf Alternativen umzusteigen. Was
fehlt, ist der politische Wille dazu.
Wie es nicht geht, zeigte uns der sogenannte ,,autofreie Tag” in
der Vorwoche – eine reichlich naive Alibiveranstaltung, die in
Palma zu einem richtig schönen Verkehrschaos führte. Selten so
gelacht.
Wer die Auto-Bürger zum Umsteigen bewegen will, muss sich schon
ein bisschen mehr einfallen lassen als nette Appelle zum Feiertag.
Erst muss der öffentliche Verkehr attraktiver werden, dann erst
lassen sich die Innenstädte sperren und die Landstraßen entlasten.
Wer diese Reihenfolge nicht einhält, muss scheitern.
Noch ein Wort zum Anlass der Blockade, der ja auch in
Deutschland und anderswo zu Protesten führt: Über Hilfen für
existenzbedrohte Betriebe, die viel Treibstoff benötigen, sollte
man nachdenken, der Spritpreis selbst muss allerdings tabu bleiben.
Denn mit Billig-Benzin wird's nie was mit dem Umsteigen.
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