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Einst waren fast alle Mallorquiner Bauern oder Fischer. Dann, im letzten Jahrhundert, kam der Tourismus und veränderte Land und Leute. Aus Bauern wurden Kellner, aus Fischern Köche. Aus den Pfeilern der Gesellschaft wurden Randgruppen.

Heute trägt die Landwirtschaft gerade mal mit zwei Prozent, die Fischerei mit weniger als einem Prozent zum mallorquinischen Bruttoinlandsprodukt bei.

Bauern und Fischer drohen auszusterben: Die Ackerfläche schrumpft, die Felder bringen nur noch geringe Erträge, die Viehhaltung geht immer mehr zurück. Das Meer um Mallorca ist ziemlich leergefischt. Und die auf der Scholle und auf den Kuttern Beschäftigten wandern weiter ab.

Ordentlich Geld verdient wird in der Landwirtschaft fast nur noch mit Kartoffeln und Wein, in der Fischerei vor allem mit der Zucht, vor allem der von Gourmets begehrten Schalentiere.

Erschwert wird die Situation für die große Mehrheit der Schlechtverdienenden durch die preiswertere Konkurrenz: Landwirtschaftliche Produkte kommen genauso wie die der Fischerei inzwischen zum größeren Teil vom Festland frisch auf den mallorquinischen Tisch.

So schrumpft die Nachfrage nach hiesigen Erzeugnissen. Da nützen auch Appelle von politischer Seite an Privatleute und Hoteliers wenig, nur einheimische Produkte zu kaufen: Geldbeutel und Rentabilität gehen vor mallorquinische Solidarität.

Und nun noch der Ölpreisschock, der Bauern und Fischer härter trifft als die meisten anderen Berufsgruppen. Ohne Diesel laufen Trecker und Kutter nun mal nicht. Und auf Diesel kann nur der verzichten, der aufgibt oder selbstmörderisch zu Esel oder Segel zurückkehrt.

Die Proteste der Bauern, die Blockaden der Fischer sind in der mallorquinischen Öffentlichkeit mit großer Sympathie aufgenommen worden. Schließlich kennen die Insulaner ihre Wurzeln, und die meisten Städter haben reichlich Verwandtschaft auf dem Land.

Mit Spannung wird deshalb allgemein verfolgt, in welcher Weise die Balearen-Regierung Bauern und Fischern zu Hilfe kommen wird.

Davon hängt nicht nur deren Überleben ab, sondern auch das politische Überleben der Regierung: Die Hälfte der Wahlberechtigten lebt nach wie vor im ländlichen Raum.