Wenn die Polizei auf einer weit entfernten Insel gefälschte
Rolex-Uhren oder nachgemachte Moschino-Rucksäcke beschlagnahmt,
interessiert das die lokale Presse – und basta. Nur nicht, wenn
diese Insel Mallorca heißt. Denn dann wird es ja für deutsche
Urlauber schwieriger, solche Stücke auf den Märkten zu ergattern.
In diesem Stil schafft eine Zeitung wie die ,,Bild” für fast jede
Mallorca-Meldung einen Deutschland-Bezug. Andere halten es
ähnlich.
Um in deutschen Medien aufzutauchen, muss Mallorca nichts
Besonderes tun. Über die Insel wird in deutschen Medien mehr
berichtet als über normale deutsche Großstädte. Kein Wunder,
schließlich kennen sehr viele Deutsche die Insel besser als Bremen
oder Stuttgart.
Wenn sich aber auf der beliebtesten Ferieninsel der Alemanes
Krisen entwickeln, ist das Medieninteresse gewiss. Stromausfälle,
Streiks, Wassersperren, feindliche Eingeborene oder raffgierige
Politiker sind medial höchst attraktiv.
Es ist der Job von Journalisten, solche Themen, die Millionen
interessieren, aufzugreifen und möglichst attraktiv zu
präsentieren. Wenn negative Meldungen wirtschaftliche Interessen
der Tourismus-Wirtschaft schädigen, so ist das noch lange kein
Grund, sie nicht zu veröffentlichen. Zumal ja auch die
mallorquinischen Medien sich ausgiebig über die selben Notstände
ausgelassen haben, die nun in Deutschland berichtet werden.
Das Problem ist nur, dass Mallorca zwar wie ein Lokalthema
behandelt wird, mögliche Fehler und Ungenauigkeiten aber nicht wie
in der eigenen Stadt geahndet werden. Ein Journalist, der solch
hahnebüchenden Unsinn verzapft, wie er gelegentlich über Mallorca
geschrieben und gesendet wird, könnte sich auf dem eigenen
Marktplatz nicht mehr sehen lassen. Und alle zu Unrecht
Angegriffenen würden alles daran setzen, die Geschichte durch ihre
Version der Dinge geradezurücken.
Aber wenn es darum geht, ist das ach so nahgelegene Mallorca
doch wieder so weit weg wie der Kongo. Und die Balearenregierung
lamentiert lieber über eine angebliche Medienkampagne, anstatt mit
eigener professioneller Presseinformation ihre Sichtweise auch in
Deutschland zu verbreiten. Dabei ist es mit den Medien wie mit den
Touristen: Sie wollen gepflegt werden. Denn Mallorca ist nicht für
alle Zeiten ein positiver Selbstläufer.
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