Wenn einst die "Figuera" läutete, begann der Nachtwächter seinen Rundgang. Für die Einwohner hieß dies: Ab nach Hause! | J. Morey

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Die Protagonistin des Jahreswechsels ist in Palma die "Figuera". So heißt die Rathausglocke, die um Mitternacht mit ihren zwölf Schlägen den Rhythmus für das Schlucken der Silvester-Trauben vorgibt. Weil die Fassade des Rathauses derzeit eingerüstet ist, wird der Jahreswechsel auf dem Paseo del Borne gefeiert. Das Geläut wird übertragen, das Bild der Uhr auf die Fassade des Casal Solleric projiziert.

Ursprünglich hing die Glocke im "Torre de les Hores". Der "Stundenturm" war 1386 von Pere Figuera errichtet worden, daher der Name der Glocke: Campana d'en Figuera. Nachdem ihre Vorgängerin zerbrochen war, wurde sie 1680 neu gegossen.

Der Stundenturm stand gleich um die Ecke des Rathauses im Carrer de la Victoria. Völlig verfallen, wurde er 1848 abgerissen, die "Figuera" aufs Rathausdach verfrachtet. Bei dieser Gelegenheit wurde sie mit einer neuen Uhr versehen. Denn die alte musste jeden Abend neu aufgezogen werden und war obendrein kompliziert. Das Ziffernblatt zeigte nämlich 14 Stunden an - die maximale Zeit zwischen Auf- und Untergang der Sonne im Juni. Das erklärt die Aufschrift "Tiempo Medio" (durchschnittliche Zeit) auf dem "neuen" Ziffernblatt von 1849 an der Rathausfassade.

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Das Werk wurde 1862 erneut gegen eine moderne Uhr aus Paris ausgetauscht. Zu schlagen begann sie jedoch erst am 10. Oktober 1863, dem Geburtstag der damaligen spanische Königin Isabel II.

Früher hatte die Glocke noch einen anderen Namen: Campana del Seny del Lladre, also ungefähr Glocke der Vorsicht vor dem Dieb. So wurde das Geläut drei Stunden nach Sonnenuntergang genannt. Seine 25 schnellen Schlägen signalisierten bis 1865 den Beginn der Runde des Nachtwächters. Alle Bürger mussten sich dann in ihre Häuser zurückziehen. Die Figuera klang deshalb anders als die übrigen Glocken, damit man sie unterscheiden konnte.

(aus MM 53/2016)