Nach viereinhalb BühnenJahrzehnten und rund 30 Alben sagt Hans Theessink immer noch: "Ich spiele wahnsinnig gern." Foto: lukasbeck

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Hans Theessink braucht nicht viel, um sein Publikum in den Bann zu ziehen. Eine Gitarre, seine sonore Stimme und das, was er damit macht: "Musik ist für mich mehr als nur Gitarre spielen", sagt er.

Theessink will im besten Sinn des Wortes unterhalten, will die Leute in die Blues- und Rootsmusik hineinziehen, auch diejenigen, die sich sonst gar nicht so für sie interessieren. Nach viereinhalb Jahrzehnten Bühnenerfahrung und mehr als 30 Alben beherrscht er das aus dem Effeff. Der Journalist und Autor Harald Justin nannte dies "die hohe Kunst, Hörer und Musik zusammenzuführen".

Diese Kunst wird Theessink am Freitag, 17. Juni, und am Samstag, 9. Juli, auf der Kulturfinca Son Bauló in Lloret de Vistalegre zelebrieren. Zuletzt trat er dort vor knapp zwei Jahren vor vollem Haus auf.

Wenn Theessink die Gitarre in die Hand nimmt, meint man, er stamme aus dem Mississippi-Delta. Und wenn er singt, könnte er mit seiner tiefen Stimme gut als jüngerer Bruder von Johnny Cash durchgehen. 1992 teilte er mit dem "Man in Black" tatsächlich die Künstlergarderobe. Damals brachte ihm Cash den Song "Wayfaring Stranger" bei und musizierte mit seinen Musikern eineinhalb Stunden lang - aus purer Lust und hinter der Bühne.

Das war in Wien, wo Theessink seit drei Jahrzehnten lebt. Geboren wurde er 1948 in den Niederlanden, in Enschede. Anfang der 60er Jahre hörte er dort im Radio jene Musik, die ihn, wie er sagt, umhaute. Und die ihn nicht mehr losließ. Es war der Blues von Musikern wie Big Bill Boonzy, Leadbelly und Brownie McGhee. Und es war die Zeit vor dem Internet und den Gitarrenschulen. "Ich habe damals nicht einfach irgendetwas nachspielen können. Ich musste die Ingredienzen selbst zusammensuchen und etwas daraus machen", schildert er seine Anfänge.

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Das er etwas daraus gemacht hat, zeigt neben einer Grammy-Nominierung, zwei Amadeus Austrian Music Awards und dem Goldenen Verdienstkreuz der Stadt Wien vor allem auch die Wertschätzung seiner Kollegen. Rock'n'Roll- und Blues-Legende Bo Diddley, in dessen Band er in den 80ern spielte, nannten ihn einen "höllisch guten Gitarristen". Country-Ikone Dolly Parton und Songwriter wie Arlo Guthrie und Donovan wirkten bei seinen Aufnahmen mit, ebenso Funkmusiker wie Maceo Parker und Pee Wee Ellis oder Blues-Größen wie Charles Brown und Terry Evans. Und der 2007 verstorbene österreichische Liedermacher Georg Danzer vermachte ihm kurz vor seinem Tod seine Lieblingsgitarre - im Hause Theessink heißt sie nur die Danzer-Gitarre.

Auch nach viereinhalb Jahrzehnten und mehr als 7000 Konzerten brennt Theessink immer noch für die Musik. "Ich spiele wahnsinnig gern, versuche aber, die Zahl der Auftritte herunterzuschrauben. Vor allem das Reisen wird anstrengender, aber es macht immer noch Spaß", sagt der Musiker, der allein zwischen März und Mai 60 Konzerte gegeben hat und im Jahr immer noch wenigstens 120-mal auf der Bühne steht.

Dort werde man ihn weiter antreffen - "so lang es sich ausgeht", sagt er im besten Österreichisch und gesteht freimütig ein: Schuld daran sei auch das Adrenalin. "Wenn man stehende Ovationen erhält, ist das ein gewaltiges Erlebnis. Da wird man schon ein bisschen süchtig danach."

WAS, WANN, WO
Hans Theessink tritt in Son Bauló auf.
FR, 17. Juni, 19.30 Uhr und SA, 9. Juli, 20 Uhr
Eintritt: 18 Euro
Reservierungen: 971-524206;
Ort: Kulturfica Son Bauló, Camí de Son Bauló 1, Lloret de Vistalegre

(aus MM 24/2016)