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Sie waren alle fünf begabte Künstler. Und ihr Leben auf Mallorca beflügelte sie noch mehr. Arbeiten von ausländischen Malern mit Mallorca-Bezug zeigt die Galerie Joan Oliver "Maneu" noch bis 31. Januar in Palma. Zu sehen sind meist kleinformatige Bilder von Tito Cittadini, Erwin Hubert, Margret Hall Sweeney, Médard Verburgh und Aligi Sassu.

Der bekannteste von ihnen ist vermutlich der Argentinier Tito Cittadini (1886 bis 1960), der gemeinsam mit dem Katalanen Hermenegildo Anglada Camarasa und dem Mallorquiner Dionís Bennàssar die Schule von Pollença gründete. Bei aller Unterschiedlichkeit hatten sie einen gemeinsamen Nenner: die Liebe zu der Region rund um Pollença, zu der dortigen Landschaft mit Meer und Felsen, mit Buchten und Bergen, mit Dörfern und ländlichem Leben, wenn man auch die Motive ihrer Arbeiten keineswegs nur darauf beschränken sollte. Während gemeinsamer Ausstellungen auf dem spanischen Festland blätterten sie einen bunten Bilderbogen hin, der - so ist man sich heute einig - nicht ohne Einfluss auf den sich langsam entwickelnden Tourismus jener Jahre war.

Cittadini ließ sich 1914 auf Mallorca nieder, war Mitglied des Fomento de Turismo, des Galeristenverbandes, des Verbandes der Schönen Künste. Von 1925 bis 1951 war er argentinischer Vizekonsul in Palma. Tito Cittadini starb 1960 in Calamajor.

Aligi Sassu wurde 1912 in Mailand geboren. Schon mit 16 Jahren nahm er das erste Mal an der Biennale in Venedig teil. Bald danach war seine Kunst durch die futuristische Richtung von Marinetti beeinflusst. Zwischen 1929 und 1933 fertigte er rund 500 Werke unter dem Titel "Hombres Rojos". Ab 1937 war er aus politischen Gründen für knapp zwei Jahre in Italien im Gefängnis. 1963 ließ er sich zunächst in Cala Sant Vicenç, später in Pollença nieder, wo er im Jahr 2003 starb.

Auf Mallorca stellte er jahrzehntelang regelmäßig aus. 1989 gab es eine Retrospektive seiner Arbeiten in der Lonja zu Palma. Seine Werke sind in vielen internationalen Museen und Institutionen, zum Beispiel im Sitz des Europäischen Parlaments zu finden. Hauptthemen seiner Kunst sind Radfahrer, die Interieurs von Cafés und Pferde, wie seine vor Jahren von der Stadt Palma angekaufte Skulptur an der Ecke Avingudas/Carrer Manacor beweist. Auch im Auftrag der Stadt Alcúdia fertigte Sassu vor einigen Jahren eine Skulptur.

Der belgische Künstler Médard Verburgh (1886 bis 1957) war ein Mallorca-Pionier. Er träumte, wovon bis heute Maler, Bildhauer, Musiker, Poeten träumen - von einer Künstlerkolonie auf der Mittelmeerinsel. 1913 hatte er seine erste große Ausstellung in Gent, was ihm danach Reisen nach Italien ermöglichte.

Der Erste Weltkrieg setzte seinen Studien ein Ende. Danach war die Welt anders geworden. Auch die Welt der Kunst. Die Fauvisten, die "Wilden" suchten Schrecken und Grauen zu verarbeiten. Auch Médard Verburgh. 1931 kam er zum ersten Mal nach Mallorca, ließ sich in Port de Pollença nieder. Verburghs Bilder aus jener Zeit sind weitaus sanfter und leichter als jene der Maler der "Schule von Pollença". Verburghs Licht erinnert an nördliche Breiten. Der Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges zwang Verburgh und seine Familie zur Rückkehr nach Belgien. Dort allerdings bestimmen noch lange Zeit mittelmeerische Themen sein Schaffen. Er starb 1957 in Uccle.

Der Wiener Maler Erwin Hubert (Wien 1883 - Palma 1963) kam im Jahr 1904 zunächst auf Initiative des österreichischen Erzherzogs Ludwig Salvator auf die Insel. Der Arxiduc wollte einen Profi an seiner Seite, um das Balearen-Kompendium zu illustrieren. 1897 war "Mallorca in Wort und Bild" bereits siebenbändig erschienen.

Hubert wurde der persönliche Sekretär des Arxiduc. Rund zehn Jahre begleitete er ihn. Er verließ mit ihm gemeinsam 1914, bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die Insel. 1920 ließ sich Hubert erneut auf Mallorca nieder und blieb - außer während des Spanischen Bürgerkrieges 1936 bis 1939 - auf der Insel.

Gleich zu Beginn seiner Mallorca-Zeit wurde er vom Fomento de Turismo zur Mitarbeit aufgefordert, wozu er nur zu gerne bereit war. Er zeichnete und malte eine ganze Reihe von - leicht idealisierten - Landschafts- und Städteansichten, die er dem Fomento kostenlos zur Verfügung stellte. Sie wurden immer wieder reproduziert - auch als Postkarten und Plakate - und ins Ausland versandt und gelten heute als Kleinode der Tourismus-Geschichte,.

Ohne direkten Auftrag malte er Aquarelle, die das ländliche, idyllische Leben auf der Insel zeigten, Landschaften im Tramuntana-Gebirge, liebevoll festgehaltene Marinas. Erwin Hubert starb 1963 bei einem Verkehrsunfall, als er die Rambla überqueren wollte. 1968 widmete ihm der "Círculo de Bellas Artes" in Palma eine große Gedenkausstellung.

Die Amerikanerin Margret Hall Sweeney (1904 bis 1973) war seine Schülerin, nachdem sie 1925 zum ersten Mal nach Mallorca gekommen war. Sie blieb bis 1936 und kehrte in den 1950er auf die Insel zurück. Sie lebte und arbeitete bis zu ihrem Tod in Valldemossa. Auch sie trug Ansichten von Mallorca in zahlreichen Ausstellungen in viele europäische Länder.

INFO

Mallorca-Motive von fünf ausländischen Malern in der Galerie Joan Oliver "Maneu" Espai Nou, Palma, Carrer Montcades 3, bis 31. Januar.

 

 

(aus MM 2/2014)