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Was sich für Inselbewohner angesichts des starken Verkehrs eher wie ein Albtraum anhört, war zwei deutschen Spieleentwicklern jede Menge Arbeit wert: einen Bus in Palma fahren. Kevin Nitschmann und Darius Bode haben ein Computer-Simulationsspiel für die Inselmetropole entwickelt. Damit kann jeder zum Busfahrer in Palma werden.

Am Computer bauen die beiden jungen Entwickler die Stadt nach: Straßen, Häuser, Busse, Mülleimer, die Kathedrale und der Flughafen entstanden virtuell. "Wir mussten für Palma ganz von vorn anfangen", erzählt der 27-jährige Kevin Nitschmann. Mit einer 3D-Kamera wird erst die Umgebung aufgenommen, um sie später am Computer nachzubauen. Nitschmann reiste vergangenen Woche nach Palma, um das Depot und die Geschäftsstelle der Stadtwerke von EMT zu besuchen. Dort wurden ihm die Fahrzeuge erklärt und vorgeführt. Für Videoaufnahmen fuhren die Busse in die Waschanlage, damit im Spiel "Mallorca - Die Ferieninsel per Bus" alles so realistisch wie möglich aussieht.

Die Spieler werden am Computer die touristisch geprägten Linien fahren können. "Wir simulieren die Linien 1, 15, 21 und 25", erklärt der Entwickler aus dem Ruhrgebiet. Die Stadtteile El Molinar, Playa de Palma und El Arenal werden verfügbar sein.

Doch wer spielt eigentlich am Computer Busfahrer? "In der Spielercommunity gibt es viele junge Leute", erklärt der 27-Jährige, der selbst gern Simulationsspiele zockt und Maschinenbau studierte, "sie würden den Beruf gern ausüben, machen es aber aus verschiedenen Gründen nicht." Auch die Mitarbeiter der EMT freuen sich schon auf das Game, wollen ihren Kindern so ihren Arbeitsplatz näher bringen. "Es gibt erstaunlich viele Busfahrer, die im echten Leben schon acht Stunden am Steuer sitzen und nach Feierabend noch den Bussimulator spielen", erzählt der Entwickler.

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Im Mallorca-Spiel können die Gamer nicht nur die Linien abfahren, sondern müssen auch Tickets an die Passagiere verkaufen oder als private Shuttlefahrer Leute am Flughafen einsammeln. Das Verkehrsaufkommen wird je nach Tages- und Jahreszeit angepasst. "Die EMT will uns dafür Daten zur Verfügung stellen." So gibt es die morgendliche Rush-hour und dichtes Gedränge in den Sommermonaten im Bus. Das Spiel ist auch für Kinder freigegeben, es wird nicht möglich sein, Unfälle zu bauen. "Der Bus kann zwar gegen eine Straßenlaterne fahren, es entstehen aber keine Blech- und erst recht keine Personenschäden", erklärt Kevin Nitschmann. Das sei auch den Verkehrsbetrieben wichtig gewesen.

"Die Idee wurde eher zufällig geboren", erzählt Nitschmann. Er hat bereits weitere solcher Simulationsspiele entwickelt, darunter eins mit Straßenbahnen und eins für seine Heimatstadt Gladbeck. Bei der Vorstellung eines seiner Spiele vor dem Herausgeber Aerosoft war dem 27-Jährigen eine Simulation aus Mallorca dazwischen gerutscht. "Ich hatte nur für mich an einem Bild vom Ballermann gearbeitet, ich wollte einfach sehen, wie das aussieht", erzählt er. Die Idee kam so gut an, dass der Spielentwickler gleich den nächsten Auftrag bekam.

Seit Mai arbeitet das Team nun am Spiel "Mallorca - Die Ferieninsel per Bus". Ab Mitte Dezember soll das Game zunächst erst einmal online und ab Anfang 2017 auch als CD-Rom-Version in den Verkauf kommen, der Preis wird bei 30 Euro liegen. Das Spiel wird in deutscher und englischer Sprache verfügbar sein. Es ist eine Erweiterung, ein sogenanntes Add-on, für das Bussimulationsspiel "Omsi2". 1500 Stunden Arbeitszeit hat Kevin Nitschmann, der sein Hobby zum Beruf machte, bisher investiert.

Der Bussimulator kann auch mit mehreren Spielern gleichzeitig benutzt werden - Internet sei Dank müssen sie sich dafür nicht mal im gleichen Raum oder gar der gleichen Stadt befinden. Nitschmann zeigt ein Probevideo, in dem ein Spieler den Bus Richtung Flughafen steuert. Dabei flucht er über den vielen Verkehr ins Mikro - eben alles wie im richtigen Leben.

(aus MM 42/2016)