"Wir lieben Mallorca!" Viele fühlen sich auf der Insel pudelwohl, geben das in Deutschland aber nicht zu. | Foto: Archiv Ultima Hora

TW
9

Wie oft haben Sie schon folgenden Satz gehört: "Ich fliege nach Mallorca, einfach nur, weil ich diese Insel liebe!" Noch nie? Kein Wunder. Den sagt auch so gut wie niemand. Genauso wenig wie "Ich lege mich dort einfach nur an den Strand und lasse den lieben Gott einen guten Mann sein."

Mit der Ferieninsel verhält es sich - vor allem in Deutschland - in etwa so, wie mit der Print-Ausgabe der Bild-Zeitung oder "Bauer sucht Frau". Es gehört fast schon zum guten Ton, darüber zu schimpfen. Eigentlich will man nichts damit zu tun haben und doch kann irgendwie jeder mitreden, weil irgendwie jeder schon mal hier war - manch einer bestimmt heimlich!

Im Falle der Bild-Zeitung lautet die Standard-Entschuldigung dann: "Die lese ich auch wirklich nur ab und zu mal im Urlaub" und bei "Bauer sucht Frau": "Da habe ich nur ganz zufällig aus Versehen mal reingezappt!" Mit Mallorca verhält es sich ähnlich. Grund genug für die meisten, die hier ihren Urlaub verbringen, stets eine passende Rechtfertigung dafür parat zu haben. "Wir würden ja eigentlich nicht nach Mallorca fahren, aber es gab da einfach dieses tolle Angebot und so kurzfristig bekommt man ja nichts anderes." "Eigentlich sind wir ja lieber auf den Kanaren, aber Mallorca erreicht man einfach schneller" oder "Es ist halt wegen der guten Infrastruktur."

Längst zu Klassikern wurden Phrasen wie "Es gibt ja auch das andere Mallorca" oder "Man sollte die Insel wirklich nicht auf den Ballermann reduzieren." Gebetsmühlenartig tragen Tausende Urlauber jedes Jahr ihre ganz persönliche Mallorca-Entschuldigung vor. Fast schon könnte man meinen, für manch einen ist es eine Strafe, hier seine Ferien zu verbringen. Und selbst Menschen, die schon seit Jahren oder Jahrzehnten auf der Insel leben, haben immer noch hin und wieder das Gefühl, sich dafür entschuldigen zu müssen. "Es ist ja alles gar nicht so schlimm, wie die Leute erzählen."

Viele Reisezeitschriften, ja selbst politische Magazine, versuchen derzeit fast im Wochentakt, krampfhaft ein anderes Mallorca-Bild zu zeichnen. "Die Insel neu entdecken", "Mallorca - zehn Geheimtipps" oder "Die andere Seite der Insel" lacht es einen da von den Titelseiten an. Jeder möchte auf den Mallorca-Zug aufspringen und doch beginnen die meisten Artikel mit den Worten: "Mallorca, das ist mehr als nur Party, Strand und Sangria aus Eimern". Ach wirklich? Lassen wir die Insel doch einfach so sein, wie sie ist und stehen wir dazu, hier zu leben oder im Sommer zwei Wochen faul am Strand zu liegen. Mallorca ist eben Mallorca - und eigentlich gar nicht so schlimm.

(aus MM 23/2016)