Nicht die Allerjüngsten: "Tardeo"-Anhänger am Samstagnachmittag in der Disco. | Foto: Julián Aguirre

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Wer am Samstagnachmittag vom Paseo Marítimo in Palma in die Via Argentina einbiegt, sieht eine lange Schlange von Menschen auf dem Gehsteig. Die Leute, viele mittleren Alters, wollen in den Kaelum Club - zum Tanzen.

Das In-Viertel Santa Catalina ist Schauplatz eines Trends, der sich "Tardeo" nennt. Das Wort kommt von "Tarde", Nachmittag, und bezeichnet das Ausgehen zu eben jener Tageszeit. In Metropolen wie Madrid und Barcelona ist das "Tardeo" schon länger bekannt.

In Spanien samstags auf die Piste gehen, das sieht traditionell so aus: Man trifft sich um 22 Uhr in einem Restaurant, nimmt danach noch ein paar Drinks in einer Bar, um sich dann um zwei oder drei in die Disco zu stürzen. Bis zum Morgengrauen. Doch damit ist auch klar: Der Sonntag kann nur noch einen Zweck erfüllen, nämlich auszuschlafen und den Kater zu vertreiben.

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"Nun können wir ausgehen, ausschlafen - und haben den ganzen Sonntag für die Familie, für Sport oder andere Aktivitäten", sagen die Anhänger des "Tardeo", die meist mittleren Alters sind, etwa zwischen 35 und 55.

Die Nachmittags-Sause beginnt um die Mittagszeit im Markt Santa Catalina, wo sich große Menschentrauben um die Mercado-Bars bilden. Danach geht es in die umliegenden Lokale, die sich zum Teil regelrecht auf den "Tardeo" spezialisiert haben, und/ oder in die Clubs Kaelum und Déjà Vú. Spätestens um Mitternacht sind die meisten zu Hause.

Obwohl das alles sehr vernünftig klingt, wird auch bei dieser Art des Ausgehens eifrig geflirtet, wie "Ultima-Hora"-Reporter Julián Aguirre in einer Reportage festgestellt hat.

(aus MM 9/2016)