Aufgespießt zum Grillen: Leckeres Gemüse. | Foto: Archiv Ultima Hora

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Das Volksfest zu Ehren von Palmas Stadtheiligem Sant Sebastià am Vorabend des 20. Januar ist nicht gerade ein Termin für Fleischverächter. Genau genommen geht es dabei neben der Musik auf diversen Bühnen im Zentrum vor allem ums Grillen. Zu diesem Zweck werden von der Stadt Hunderte von Metallrosten aufgestellt, auf denen man mitgebrachtes Fleisch in allen Variationen garen kann.

In Wahljahren pflegen die politischen Parteien an ihren Ständen, frei nach dem Motto "Brot und Spiele", dem hungrigen Volk ein paar Grillspezialitäten zu spendieren. Davon scheint die im Juni neu gewählte linksgrüne Stadtregierung nun allerdings gründlich abzukommen. Stattdessen will Stadtrat Aligi Molina von der Protestbewegung Podemos einige der städtischen Grillroste speziell für Vegetarier und Veganer reservieren. "Das ist ein Schritt zur Verteidigung der Tiere, damit wirklich jeder sich mit dem Stadtfest identifizieren kann", begründet der "Dezernent für Gleichberechtigung, Jugend und Bürgerbeteiligung" seinen Vorstoß und erinnert im gleichen Atemzug daran, dass sich Palma kürzlich nicht nur für "stierkampffrei", sondern auch für "tierfreundlich" erklärt hat.

Damit nicht genug, will Molina auch Plakate aufstellen lassen, auf denen das Fleischessen hinterfragt wird. "Wir sollten uns die Frage stellen, warum wir zwar Schwein essen, nicht aber unseren Hund", sagte der Stadtrat zur MM-Schwesterzeitung Ultima Hora. Wohlgemerkt handelt es sich nicht um einen Aprilscherz oder ein spanisches Pendant dazu, sondern um vollen Ernst.

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"Viele Alles-Esser verstehen es oft nicht so ganz, wenn jemand aus politischen oder ethischen Gründen keine Tiere essen will. Sant Sebastià ist doch eine gute Gelegenheit dazu, eine ernsthafte Debatte zu führen und uns einmal zu überlegen, wie wir das Verhältnis zu Tieren gestalten sollten", tritt der prinzipienfeste Stadtrat möglichen Bedenken aus der doch eher fleisch-liebenden Bevölkerung entgegen.

Bleibt jedenfalls zu hoffen, dass es an den oftmals heiß umkämpften Plätzen am Grillrost nicht zu unschönen Auseinandersetzungen zwischen Fleischfreunden und Vegetariern kommen wird. Für Aligi Molina dürfte die überraschende Maßnahme jedenfalls ein ganz persönlicher politischer Triumph sein: Seit Januar 2013 ist der 27-Jährige nämlich auch selbst bekennender Veganer "aus ethischen Gründen". Ob er der Fleischeslust mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr abgeschworen hat, oder beim Stadtfest im Januar von den Wurst- und Schnitzelbergen aus den Überresten geschlachteter Tiere angeekelt war, ist leider nicht überliefert.

(aus MM 42/2015)