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Klaus Zeumer hat nicht übertrieben: In diesem Viertel kennt scheinbar wirklich jede(r) jede(n). Der Deutsche grüßt beim Spaziergang durch das barrio zwischen der Jaume III und der Carrer Cerdanya so viele Nachbarn, dass es nicht genug Platz gibt, sie alle im Bild zu zeigen. Zeumer hat sich direkt an der Jaume III vor fünf Jahren als selbstständiger Heilpraktiker und Mentalcoach niedergelassen. "Sie hat mich an die ,Kö' erinnert", sagt der gebürtige Aschaffenburger in Anlehnung an die Nobelmeile der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, in der er eine Zeit gelebt hat.

Tatsächlich ist auch die Jaume III für die balearische Landeshauptstadt ein Anlaufpunkt für Shopping-Fans auf der Suche nach dem besonderen Kleidungsstück, ebenso wie ein Treffpunkt der etwas feineren Gesellschaft. Die Wohnungen sind teuer, aber etwas aus der Mode gekommen. "Im direkten Vergleich zu den Topsellern um die Kathedrale und die Promenade Palmas haben sich die Preise für Wohnimmobilien hier weniger stark entwickelt", sagt Sebastian Geigenberger, Verkaufsdirektor beim Unternehmen First Mallorca, das sein Palma-Büro an der Jaume III hat. Seit 2008 seien die Preise rückläufig, mit Ausnahme der Carrer Bonaire. "Die gilt als Hotspot", sagt Geigenberger. Dort könne man bei Wohnimmobilien von einer Steigerung in den vergangenen Jahren von bis zu 50 Prozent ausgehen. Hier wollen auch wohlhabende Ausländer wohnen.

Für Klaus Zeumer hat sich aus dieser Klientel eine interessante Kundschaft entwickelt, die Zeumer in zehn Jahren zuvor in Santa Ponça nicht hatte. "Die Spanier sind sehr treue Kunden, die diskutieren mit dir nicht über den Preis", sagt er. Was ihm besonders gefällt: Der Reichtum wird hier "dezent vorgetragen". Zeumer spricht auch ein bisschen Mallorquín und das hat seine 93-jährige Nachbarin wohlwollend wahrgenommen. "Sie mögen wohl Mallorca", hat sie erfreut gesagt.

Der Rundgang führt zu Roswitha Schulte, Inhaberin des Einrichtungshauses "Vida". Wie Zeumer ist sie aus Santa Ponça in Palmas Innenstadt gezogen. "Hier bist du mitten in der Stadt und hast auch außerhalb der Sommermonate richtig Leben", sagt sie.

Bei Cuca Muñoz kauft Klaus Zeumer seine Früchte. Es sind nicht die billigsten im Viertel, aber sie stammen großteils von der Insel. Cuca, die ursprünglich aus Granada stammt, hat immer ein Lächeln und eine freundliche Begrüßung auf den Lippen: "Hola, bonbón", sag sie. "Wer begrüßt einen in Deutschland schon mit Hallo Pralinchen", sagt Klaus Zeumer amüsiert. "Leben und Bewegung" habe das Viertel, sagt sie. Und das Geschäft, das sie seit vergangenem Jahr betreibt, laufe wirklich gut. "Ich kaufe gerne hier, weil ich auch den lokalen Handel stärken will", sagt Klaus Zeumer. Seine Kunden schickt er daher auch zum Apotheker in der Carrer Bonaire, wenn es um ein Rezept geht.

Dann wird er abgelenkt, denn gerade kommt Paco Robles die Bonaire hochgelaufen. Der in Mettmann aufgewachsene Spanier betreibt im Viertel ein Dentallabor. "Das ist wirklich sehr familiär hier, für mich ideal", sagt er.

Der Rundgang endet bei Paquita Fernández in der Pastellería Forn d'es Recó. Hier kauft Klaus Zeumer noch ein Brot und geht dann wieder zügig in seine Praxis, bevor er noch jemanden auf ein Pläuschchen trifft. Die einstündige Mittagspause ist für einen Gang durch das Viertel eindeutig zu kurz.

INFO: JAUME III

Das Viertel wird eingefasst vom Passeig Mallorca, der Avinguda Jaume III, der Carrer Bonaire und von der Carrer Cerdanya. Die rund 2800 Einwohner verfügen über eine Privatschule, die CP Jaume I. Drei Konsulate haben ihren Sitz in dem Viertel: Das Konsulat von Luxemburg (Bonaire), das Schweizer Konsulat (Passeig Mallorca) und das Konsulat der USA (Jaume III).