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"Das Fest ist im Ursprung der Kunst verwurzelt. Vielleicht ist es die einfachste und demütigste Form der Kunst. Nicht immer ist die Kunst ein Fest, und nicht jedes Fest beinhaltet künstlerische Elemente. Aber es gibt eine Kunst des Festes: die Volkslieder, die Musik der Gaita-Spieler, der Straßenschmuck, die Festkleidung, die Masken, die Riesen-Puppen, das Feuerwerk, der Tanz, die Weinproben und sogar die Festmahle und die Volksbanketts können sich in Kunst verwandeln."

Diese Worte stammen von dem mallorquinischen Fotografen Miquel Frontera. Zu lesen sind sie nicht irgendwo, sondern in dem Fotoband "Mallorca Feste" von Michael Horbach. Im Rahmen von Palma Photo präsentierte Horbach ihn ihn am 18. Juni im Casal Solleric in Palma.

15 Jahre ist es her, dass er seine Wirtschaftsberatung verkaufte. Aus dem Geschäftsmann wurde ein Schöngeist, könnte es nun heißen. Stimmt aber nicht. Denn schon seit 30 Jahren sammelt er Kunst, seit 20 Jahren vor allem Fotografie. Und fast beiläufig merkt er an: "Geknipst habe ich immer, das war schon immer mein Hobby."

Nach dem Firmenverkauf wurde mehr daraus. Sechsmal war er mit der Kamera in Kuba. "Durch die Kamera sieht man die Welt anders", erklärt er. Und was er sah, veröffentlichte er in dem Fotoband "Mein Cuba", den er als Hommage an die Menschen dort bezeichnet.

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Mit dem neuen Band "Mallorca Feste" erklärt er nun die Insel zu seiner Herzensangelegenheit. Kein Wunder, seit 15 Jahren verbringt er den Sommer auf seiner Finca bei Santa Maria. Von dort zieht es ihn regelmäßig zu den Dorffesten. Denn ob die nachgestellte Schlacht von Mauren und Christen in Sóller, die Patronatsfeste Santa Margalida in Santa Maria und Sant Roc mit den Feuerläufern in Alaró, ob Sant Mateu in Bunyola, bei dem die Bewohner in Unterwäsche durchs Dorf rennen oder das Weinfest von Binissalem mit der Traubenschlacht - bei all diesen Fiestas ist Mallorca buchstäblich zum Anfassen: "Man ist kein Zaungast, sondern befindet sich mitten im Getümmel", sagt Horbach.

Dass er beim Fotografieren mit Technik "kaum was am Hut" habe, gibt er unumwunden zu. Ihm geht es um den Blick, um die natürliche Schönheit der Person fernab von Mode und Künstlichkeit. Und da sind die Dorffeste die perfekte Location. Denn seine Erfahrung hinter der Kamera formuliert der Fotograf so: "Auf Festen lassen sich die Mallorquiner gern fotografieren, sonst nicht." Vielleicht ist das ja auch eine Folge der Emotionen und des Anarchischen, was Horbach an den Fiestas so sehr schätzt.

Die Insel, sagt er, sei ihm zu seiner zweiten Heimat geworden. Von ihr hat er auch eine Brücke zu seiner ersten Heimat Köln geschlagen: In den dortigen Kunsträumen der Michael Horbach Stiftung haben bereits die auf Mallorca lebenden Künstler Luis Maraver, Joan Cortés und James Lambourne ausgestellt. Und erst kürzlich erhielt der Fotograf Pep Bonet den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Stiftung, Werkschau in den Kunsträumen inbegriffen. Für den Mallorquiner sicherlich auch ein Fest.

(aus MM 24/2015)