Zu jeder guten Scheidungsparty gehört auch eine Scheidungstorte dazu. | Foto: iStock

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Sonntagnachmittag. Mallorquiner und ausländische Residenten treffen sich in der Bar um die Ecke auf einen Wermut, der DJ macht hinter seinen Plattentellern Werbung für sich: "Ich lege auch auf Scheidungspartys auf. Nie wieder Hochzeiten!" Für die Ansage bekommt er Jubel. In Palma wirbt ein Festsaal damit, dass man ihn für Hochzeiten, Geburtstage und "fiestas de divorcio" mieten kann. Die Location ist auf Monate hin ausgebucht. Die zerbrochene Ehe wird ausgelassen begangen. Schließlich muss man die Feste feiern, wie sie fallen.

Die Scheidungsparty-Trendwelle schwappte aus den USA nach Europa und auch nach Mallorca. Sie reiht sich ein neben jene Feierlichkeiten verschiedener Lebensabschnitte, die uns Amerikaner bescherten, wie Bachelor-Party und Baby-Shower beispielsweise. US-Stars wie Sängerin Katy Perry machten es vor und zelebrierten ihre neu gewonnene Freiheit.

Wurden bisher eher gesellschaftlich angesehene Ereignisse wie Hochzeit und Kinderkriegen gefeiert – eben alles, was landläufig zum "perfekten Leben" dazu gehört - markieren die Scheidungspartys einen Schnitt, denn dabei wird eher das Scheitern - nämlich der Bruch einer Ehe - zelebriert. Wer eine schmerzliche Trennung hinter sich hat, darf sich ordentlich einen hinter die Binde kippen. Obwohl: Dazu brauchte es vor einigen Jahren noch keinen offiziellen Festrahmen. Der Trauer-, Wut- Enttäuschungs- oder Erleichterungschnaps floss auch in der Eckkneipe ganz gut.

Was den Männern der Junggesellenabschied, ist den Frauen zwischen 30 und 45 also nun die "despedida de casada", die Ehefrauen-Abschiedsfeier. Da lässt man im engsten Freundeskreis die Korken knallen. Am besten natürlich verprasst man das Geld, das man durch die Scheidung hinzugewonnen hat.

Im Internet finden sich reichlich Tipps, wie die perfekte Scheidungsparty auszusehen hat. Dabei gilt das Motto der Einladungskarten: "Verliere 80 Kilo Gewicht ohne Diät – lass dich scheiden." Eingeladen werden sollten übrigens nur Freundinnen, die sich über die Scheidung freuen – Bedenkenträgerinnen und Miesmacher sind ausgeschlossen. Schließlich soll man es auf der Feier ordentlich krachen lassen, wenn denn schon die Hochzeitsfeierlichkeiten so angestaubt und langweilig waren. Das Brautkleid wird ordentlich eingesaut – wahlweise mit Torte oder Farbe, ein Stripper und jede Menge Cocktails dürfen natürlich nicht fehlen. Doch was kommt eigentlich danach: Der Schoßhund ist tot – die Nie-wieder-Gassi-gehen-müssen-Party vielleicht?

(aus MM 39/2015)