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Angenehm klimatisiert ist der Wartebereich, zwei Frauen sitzen auf weißen Ledersitzen, plaudern miteinander, sie sprechen Arabisch. Kaum haben sie Platz genommen, eilt ein Mitarbeiter der Firma Gestair herbei: Der Flieger steht bereit. Mit einem Kleinbus werden die Frauen zu ihrem Privatjet gefahren und schon hebt er ab. "Hier muss man nicht stundenlang warten, der Check-in dauert fünf Minuten", erzählt Alex Hermoso, Stationsleiter von Gestair, dem Betreiber des Terminals für Privatflugzeuge (Terminal de Aviación General) auf Palmas Flughafen.

Seit zwei Jahren wächst der Markt für Privatjets stetig. Wer es sich leisten kann, der chartert einen Flieger oder nennt so eine Maschine sein Eigen. Am Terminal de Aviación General kommen 40 Prozent gecharterte Flugzeuge und 60 Prozent Privatjets an. "Seit die Krise vorbei ist, fliegen mehr und mehr Leute privat", sagt Hermoso. Im vergangenen Jahr starteten und landeten laut Flughafenstatistik 9530 Privatflugzeuge mit 19.285 Passagieren in Son Sant Joan, 2013 waren es 8927 Jets mit 18.138 Gästen. Während auf Ibiza die Privatjets vor allem im Sommer landen, ist auf Mallorca das ganze Jahr über Betrieb. "Viele unserer Kunden haben hier eine Finca oder ein Boot." So fliegen vor allem Erholungssuchende auf die Insel und weniger Geschäftsreisende.

Gestair betreibt nicht nur den Terminal, das Unternehmen vermittelt auch Flugzeuge und kümmert sich um Jets, die auf Palmas Flughafen geparkt werden. 100 Stellplätze für Privatjets gibt es in Palma, im Vorjahr waren es 80. Vier Flieger hält das Unternehmen bereit, alles was darüber hinaus geht, wird von Partnerfirmen gechartert. Vier Piloten arbeiten für Gestair, sie halten sich im wechselnden Turnus zur Verfügung. Denn innerhalb von zwei Stunden muss ein Flieger für Reisen innerhalb Europas bereitstehen, nach 24 Stunden sind die Jets in alle Welt startklar. Bezahlt wird pro Flugstunde, Standardflieger kosten 4500 Euro. Ein Flug von Palma nach Frankfurt schlägt mit 9000 Euro zu Buche. "Das ist so viel wie vier Businesstickets", sagt Alex Hermosa, wer das Geld hat, würde den Luxus eines Privatflugzeugs schätzen, man sei flexibel und unabhängig.

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Verstärkt werden One-Way-Flüge beim Chartern nachgefragt. "Kunden wollen es vermeiden, dass der Jet ungenutzt am Flughafen steht, denn das kostet." Findet sich für den Rückflug niemand, der das Flugzeug dann chartert, fallen Rückführungsgebühren an. "Wir versuchen für unsere Kunden alles möglich zu machen", betont Hermoso. Er sei nach zehn Jahren in der Branche den Umgang mit Stars, Topmanagern und exzentrischen Gästen gewöhnt. Diskretion wird großgeschrieben, doch plaudert er ein bisschen aus dem Nähkästchen: Ein arabischer Kunde flog jüngst nachts um drei von Palma ab. Er wollte unbedingt Pita-Brot als Verpflegung mit auf die Reise nehmen. Geld spiele keine Rolle. "Wir mussten erst einmal einen Bäcker finden, der uns mitten in der Nacht Brot backt." Am Ende war der Gast zufriedengestellt.

Immer mehr Firmen springen auf den Zug auf und vermitteln gegen Provision Charterflugzeuge als Broker. Seit Mai bietet das Immobilienunternehmen Engel und Völkers Flugzeuge zum Chartern und zum Kauf an. Die Nachfrage wachse, heißt es in einer Pressemitteilung.

(aus MM 31/2015)