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Ungeachtet seines schönen Arbeitsplatzes macht José Jiménez kein wirklich fröhliches Gesicht. Hinter ihm dümpeln weiße Segelboote im Wasser, der Wind lässt an ihnen die bunten Wimpel flattern. "Heute ist der 15. Juni, und wir haben nur 35 Prozent unserer Flotte verchartert", sagt der Firmenchef und fügt an: "In anderen Jahren waren um diese Zeit bereits alle unsere Boote auf hoher See! Das ist der schlechteste Auftakt seit 26 Jahren."

José Jiménez ist Präsident des Verbandes der balearischen Nautik-Charterfirmen ( apeam.com ). In der Organisation sind 70 Unternehmen zusammengeschlossen. Sie stellen rund 350 der schätzungsweise 2000 Segel- und Motorboote, die auf Mallorca und den Nachbarinseln offiziell mit der Charterlizenz ausgestattet sind.

Woran liegt es, dass die Boote im Hafen von Palma angeleint sind, statt hart am Wind durch das Wasser zu pflügen? Noch dazu, wo sich im Nautikbereich allerhand tut? "Kreuzfahrten erleben rege Nachfrage und auch Privatbootbesitzer fahren nach der Krise wieder öfter aufs Meer hinaus. Nur im Charter-Bereich mit Booten bis 15 Metern tut sich nichts."

Die Probleme sind vielfältig, und die Branche der Bootscharterer fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. "Da ist zum einen der unlautere Wettbewerb. Wir müssen gegen Piraten kämpfen", sagt Jiménez. Gemeint sind Firmen, die ihren Sitz im Ausland haben, aber ihre Dienstleistungen auf Mallorca anbieten.

Sie unterschlagen nach seinen Worten die Mehrwertsteuer von 21 Prozent und locken ihre Kunden dann mit angeblichen Rabatten von 15 bis 20 Prozent. Jiménez schätzt die Zahl der illegal operierenden Boote auf rund 1000. Die Behörden bleiben nach seinen Worten weitgehend untätig. Der Nachweis des illegalen Deals sei schwierig. Oft scheitere die Wasserschutzpolizei bereits an der Sprachbarriere, die Steuerbehörden seien überlastet.

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Auch im restlichen Ausland rund ums Mittelmeer sei die Konkurrenz hart, der Preiskampf deftig. "Die Liegeplätze in unseren Sporthäfen sind zu teuer. Im Vergleich zu Kroatien etwa kosten die Gebühren für einen Liegeplatz hier das Zehnfache."

Auch das Komplementärangebot in Gastronomie und Handel rund um die Häfen hält Jiménez für überzogen. Sein Beispiel: Ein super Filetsteak, ein riesiges Stück samt Beilage, habe ihn in Düsseldorf 15 Euro gekostet. In Palma etwas in vergleichbarer Qualität zu diesem Preis zu bekommen, sei kaum möglich. "Wir könnten versuchen, vernünftiger zu sein", fordert er mit Blick auf das Preisgefüge im balearischen Tourismus.

Was der Branche ebenfalls zu schaffen macht, ist ihre Behandlung durch den Gesetzgeber. Dieser zählt die Nautik-Charterer ähnlich wie die Taxiunternehmer zum Transportwesen und fordert 21 Prozent Mehrwertsteuer. "Dabei wohnen und schlafen unsere Kunden an Bord der Schiffe. Wir sind reine Tourismus-Unternehmen und fordern daher für uns die touristische Mehrwertsteuer von zehn Prozent."

Ungeachtet aller Probleme ist die deutsche Nachfrage nach Urlaub auf dem Segelboot stabil. "Das sind unsere treuesten Kunden, und sie segeln auch am besten", sagt Jiménez. Weit über 90 Prozent besitzen die notwendigen Patente und benötigten deswegen keinen Berufsskipper. Im Jahr registriert die Branche rund 120.000 Nautik-Touristen auf den Balearen, die sich ein Boot mieten.

Jiménez betont, dass Urlaub auf dem Meer zu Unrecht der Ruf des teuren Luxus anhafte. Selbst in der Hochsaison seien Boote mit zehn Schlafplätzen für 2450 Euro zu haben. Wenn sich also eine Gruppe von acht Leuten ein solches Boot teile, um gemeinsam darauf zu urlauben, dann macht das rund 300 Euro pro Person und Woche. "Und das ist wirklich nicht teuer."